In vergangenen Bücherwelten
Exkursion in die Bibliothek von Schloß Langenburg
In guter Laune machten wir Studenten uns auf den Weg nach Langenburg ins Hohenlohische. Während der Fahrt dachte sicher jeder im Stillen daran, wie und wann am eigenen Studienreferat für die Exkursion noch gefeilt werden könnte ...
Nach circa fünfstündiger Autofahrt fanden sich endlich alle 13 Teilnehmer im idyllischen Langenburg - das noch heute Residenz des Hauses Hohenlohe-Langenburg ist - ein. Ich glaube nicht zu übertreiben, wenn ich sage, daß wohl alle vom Charme des Städtchens und der sich dem Betrachter eröffnenden liebreizenden Landschaft sofort entzückt waren. Bereits am ersten Abend hatten wir Gelegenheit, uns von der Vorzüglichkeit einer fränkischen Spezialität, den Maultaschen, zu überzeugen. Diese mit Fleisch oder Spinat gefüllten Teigtaschen sind sehr zu empfehlen! Aber wir waren ja nicht zum Vergnügen hier.
Von Ehrfurcht erfüllt
Am nächsten Morgen ging es zur Arbeit in die Schloßbibliothek. Die Büchersammlung von Schloß Langenburg bot uns Raum für eine sinnliche Reise zurück in vergangene Bücherwelten, denen wir uns in Form von eigenen Vorträgen und Diskussionen näherten. Obwohl das Bibliothekszimmer an sich nicht besonders prunkvoll war und auch die Bücherregale - abgesehen von den beiden riesigen antiken Bücherschränken - eher unter funktionalem Gesichtspunkt ausgesucht worden waren, erfüllte uns beim Betreten des Büchertempels eine gewisse Ehrfurcht, die alte Bände, besonders in ihrer Masse, beim Germanisten nun einmal hervorrufen.
Da überfiel wohl manch einen von uns ein eigenartiges Kribbeln in den Händen. Prof. Dr. Wolfgang Adam vom Institut für Germanistik, der diese Exkursion vorbereitete, hatte in weiser Voraussicht unseres Wunsches deshalb schon einige "altehrwürdige Wälzer" ausgelegt. In ihnen durften wir selbst blättern. Was für ein Gefühl, von so wertvollen Schriften umgeben zu sein und in einem alten Grimmelshausen zu schmökern! Auch Dürers Proportionenlehre war dabei, ebenso wie damals aktuelle Hausväterliteratur. Selbstverständlich finden sich in dieser Sammlung, wie jederzeit üblich, auch geschichtliche Themen, Klassiker des Humanismus, Literatur über Kriegswesen, juristische Werke und vieles mehr.
Aufschlußreich war es auch, durch unseren Meinungsaustausch zu erfahren, welche Bedeutung, Verbreitung und Funktion diesen privaten Büchersammlungen und Bibliotheken im Rahmen der allgemeinen Geistes-, Bildungs- und Kulturgeschichte zukommt. Interessiert hörten wir schließlich das Referat über literarische Gesellschaft und Salon, das uns zeigte, wie entspannt, aber auch enthusiastisch im 18. Jahrhundert mit Literatur umgegangen wurde. Wie sollte der Tag also anders für uns ausklingen, als mit der praktischen Umsetzung von Geselligkeit, für die wir uns nach anregenden Stunden bei einem Glas Wein im "Gasthaus zum Ochsen" einfanden.
Am Ende unserer kleinen Studienfahrt waren sich alle einig: Auch im Zeitalter des Internets werden Datenbank und Festplatte die sinnliche Erfahrung einer richtigen Bibliothek nicht ersetzen können. Nicht zuletzt daran hat es wohl auch gelegen, daß allen die Zeit wie im Fluge verging.