Von der Informatik zur Psychologie gewechselt
Methodenlehre, Psychodiagnostik und Evaluationsforschung
Seit dem vergangenen Sommersemester ist Heinz-Martin Süß Professor für Psychologische Methodenlehre, Psychodiagnostik und Evaluationsforschung am Institut für Psychologie I. Zunächst studierte Heinz-Martin Süß Informatik an der Technischen Universität Karlsruhe. Sein Interesse an der Psychologie entdeckte er während der Diplomarbeit zum Thema "Computerunterstützter Unterricht". Dieses Gebiet befand sich aufgrund der eingeschränkten technischen Möglichkeiten zur damaligen Zeit noch in den Kinderschuhen und erlebte erst in den vergangenen Jahren einen rasanten Aufschwung. Anschließend studierte er Psychologie an der Universität Freiburg im Breisgau, wo seine Mathematik- und Informatikkompetenzen in verschiedenen Forschungsprojekten gefragt waren.
Anhand von Daten bewerten
Nach dem Psychologie-Diplom war er als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Fribourg in der Schweiz tätig. Dort promovierte er mit dem Thema "Evaluation von Alkoholismustherapie". Methoden der Evaluationsforschung gehören seit Mitte der achtziger Jahre zu den Methodenfächern in der Psychologieausbildung. Evaluationsforschung hat zum Ziel, die Konzeption, Ausgestaltung, Umsetzung, Wirksamkeit und den Nutzen sozialer und psychologischer Interventionsprogramme auf der Grundlage systematisch erhobener, empirischer Daten zu bewerten. Ein aktuelles Beispiel für ein psychologisches Evaluationsprojekt ist die vielfach diskutierte PISA-Studie. Zu den Methoden der Evaluationsforschung zählen auch die meta-analytischen Verfahren, mit denen die Ergebnisse verschiedener Studien zur gleichen Fragestellung zusammengefasst werden können. Die Evaluation der Wirksamkeit und Effizienz psychologischer Interventionsprogramme ist einer der Forschungsschwerpunkte der Abteilung von Heinz-Martin Süß. Derzeit laufen Evaluationsprojekte im Bereich der Behandlung von Alkohol- und Medikamentenabhängigen sowie der Begabtenförderung.
1987 wechselte Heinz-Martin Süß von der Klinischen zur Allgemeinen und Differentiellen Psychologie. Er arbeitete als wissenschaftlicher Assistent u.a. am Institut für Psychologie der Freien Universität Berlin. Intelligenz- und Wissensdiagnostik, aber auch psychologische Diagnostik mit komplexen, computersimulierten Szenarien gehörten dort zu seinen Forschungsthemen. Diesen Weg konnte er an der Universität Mannheim als Hochschulassistent und nach der Habilitation als Hochschuldozent am Lehrstuhl für Psychologische Methodenlehre, Psychodiagnostik und Evaluationsforschung fortsetzen. Während seiner Mannheimer Zeit führten Heinz-Martin Süß längere Forschungsaufenthalte an die University of Tucson, Arizona, USA, und an die University of Sydney in Australien. Er war für ein Semester Gastwissenschaftler am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin und Lehrbeauftragter in Basel und Fribourg.
Hintergrund seiner Habilitationsschrift war ein Streit in der psychologischen Fachöffentlichkeit über die Brauchbarkeit von Intelligenztests für die Psychodiagnostik. Mit mehreren, umfangreichen empirischen Untersuchungen, an denen zahlreiche Schülerinnen und Schüler, Studentinnen und Studenten teilnahmen, konnte er die erhobenen Einwände entkräften. Die Entwicklung von Verfahren zur Diagnostik von kognitiven Fähigkeiten bilden einen weiteren Schwerpunkt der Professur Methodenlehre, Psychodiagnostik und Evaluationsforschung. Neben der Weiterentwicklung von Verfahren der Intelligenzdiagnostik und der Diagnostik von Problemlösefähigkeiten gehören die Diagnostik der sozialen und praktischen Intelligenz sowie die Diagnostik von Arbeitsgedächtnisfunktionen zu den Forschungsthemen von Heinz-Martin Süß. Das Arbeitsgedächtnis und seine Rolle für Intelligenzleistungen stehen im Zentrum eines Projektes, das von der DFG seit mehreren Jahren gefördert wird.