Vom linken und rechten Hören
12 x Wissenschaft
Der Frage "Können wir Gedanken lesen?" ging der Hirnforscher Prof. Dr. Henning Scheich, Direktor des Leibniz-Instituts für Neurobiologie (IfN), in der 4. Vorlesung Magdeburger Wissenschaftler zum 1200-jährigen Stadtjubiläum Ende April 2005 nach. Dabei erhielten die Zuhörer im Viktoriasaal des Hegelgymnasiums einen Einblick in bildgebende Verfahren in der Hirnforschung, mit denen die Wissenschaftler dem menschlichen Gehirn buchstäblich beim Denken und Lernen zusehen können.
Die Methoden
Der Redner machte mit der Elektroenzephalographie (EEG), der Magnetenzephalographie (MEG), der Positronen-Emissions-Tomographie (PET), der Kernspin-Tomographie, auch Magnet-Resonanz-Tomographie genannt, bekannt. All diese Methoden ermöglichen als nichtinvasive Verfahren inzwischen auch den Blick ins menschliche Gehirn, stammt doch gegenwärtig der größte Teil des Wissens über dieses komplexe Organ noch von Tiermodellen. Durch ihre Kombinationsmöglichkeiten revolutionieren diese Methoden die Hirnforschung.
Was die Forscher des IfN bei ihren Untersuchungen so alles zu sehen bekommen, erläuterte Professor Scheich am Beispiel des Hörkortex und der Verarbeitung des Gehörten in der rechten und der linken Hirnhemisphäre. Beobachtet wurde die Reaktion auf in der Frequenz modulierter Töne bei einer Versuchsperson – das Publikum konnte mithören und erfahren, was sich etwa zeitgleich im eigenen Gehirn abspielte. Beim ersten Hören sollten die Töne in die beiden Kategorien aufsteigend und absteigend eingeordnet werden. Die linke und die rechte Hörrinde waren sehr asymetrisch aktiv. Beim nochmaligen Hören arbeitete die rechte Hälfte stärker. Das lässt Schlüsse auf die Spezialisierung der Hörrinde zu.
Letztendlich beruhigte Professor Scheich das Publikum: Mit all den beschriebenen Methoden sei zwar zu erkennen, dass wir denken, nicht aber was wir denken. Viel einfacher könne durch aufmerksames Beobachten herausgefunden werden, was jemand denkt und plant.