Lustige Ideen für weniger Lärm
Universitätsbibliothek sucht nach neuen Wegen
Bibliotheken sind Orte des aufmerksamen Lesens und konzentrierten Arbeitens. Doch gerade die außergewöhnliche Architektur der Universitätsbibliothek lädt ein zur Kommunikation. Was für den einen fruchtbringender Gedankenaustausch, ist für den anderen lästig und störend. "Wir möchten natürlich unseren Nutzern einerseits eine angenehme Arbeitsatmosphäre bieten", bekräftigt der Bibliotheksdirektor, Dr. Ekkehard Oehmig. "Andererseits möchten wir jedoch nicht immer nur den Zeigefinger erheben und mit Verboten und Verordnungen für Ruhe in den einzelnen Bereichen der Bibliothek sorgen." Ein neuer Weg sollte gefunden werden. Designstudenten der Hochschule Magdeburg-Stendal machten sich auf, Ideen zu entwickeln, um die Nutzer der Bibliothek zu "verführen", ruhig zu sein. "Reduction to Silence" heißt das von Carola Zwick, Professorin für Interface Design an der Hochschule Magdeburg-Stendal, betreute Projekt, an dem auch amerikanische Gaststudenten mitarbeiteten. Ende des Sommersemesters präsentierten die Studierenden die Ergebnisse ihrer dreiwöchigen Projektarbeit den Mitarbeitern der Bibliothek auf Posterwänden und in Demonstrationsvorführungen.
Für die Garderobe mit den Schließfächern, den Eingangsbereich und Lesesaal entwickelten die Studenten Konzepte, all zu lautstarke Nutzer auf ihr Fehlverhalten aufmerksam zu machen und um Ruhe zu werben. Ein Beamer kann beispielsweise eine oszillierende Linie auf die Schränke der Schließfächer werfen und bei all zu kräftigem Zuschlagen der Tür bewegt sich die Linie. Oder eine kleine rote Warnleuchte blinkt auf, wird zu laut gesprochen. Das Drehkreuz im Eingangsbereich bereitet besonders große Sorge in Sachen Lärm. Ein lächelndes Babygesicht könnte dem Eintretenden bestätigen, die Vorrichtung besonders leise benutzt zu haben. Mitarbeiter könnten an ausgesprochen hartnäckige Dampfplauderer Sticker mit einem runden Gesicht, das anstelle des Mundes einen Reißverschluss hat, verteilen. Auf T-Shirts, welche die Mitarbeiter tragen, oder auf den Bildschirmen an den Computerarbeitsplätzen kann ein lustiger Spruch um Ruhe bitten. Ein Riesenmobile könnte von der Decke herab über den Schreibtischen zur Stille mahnen. Dies seien nur einige Beispiele.
"Es ist beeindruckend, wie viele schöne und hilfreiche Ideen entstanden sind, von denen sicher einige umgesetzt werden", bedankt sich Dr. Oehmig bei den Studierenden. Die Tafeln mit den Präsentationen der Vorschläge waren noch einige Zeit in der Universitätsbibliothek zu sehen. Erste Aufmerksamkeit und damit Sensibilisierung für das Thema "Stille in der Bibliothek" erreichten sie bei den Nutzern bereits.