Die bakterielle Besiedelung des Magens

17.07.2007 -  

Ehrendoktorwürde für den Entdecker des Magenbakteriums Helicobacter pylori Robin J. Warren

Die Medizinische Fakultät hat die Ehrendoktorwürde an den Nobelpreisträger für Physiologie und Medizin, Prof. em. Dr. John Robin Warren, verliehen. Im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung im Zentralen Hörsaal auf dem Campus der Medizinischen Fakultät wurde dem australischen Pathologen Ende Mai 2007 von Universitätsrektor Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann und Prof. Dr. Albert Roessner, Dekan der Medizinischen Fakultät, die Ehrendoktor-Urkunde überreicht. Dr. Robin Warren erhält diese Anerkennung für seine besonderen Verdienste zur Entdeckung des Magenbakteriums Helicobacter pylori und der Aufklärung der Bedeutung dieses Keims in der Pathogenese des Ulkusleidens und der dadurch möglich gewordenen Heilung dieser Erkrankung.

Nobelpreis

Der Direktor der Uniklinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Prof. Dr. Peter Malfertheiner, den eine langjährige Freundschaft mit Dr. Warren verbindet, würdigte in seiner Laudatio die wissenschaftliche Leistung des Ehrendoktors. Gemeinsam mit Dr. Barry Marshall hatte Dr. Robin Warren, Jahrgang 1937, den Nobelpreis für Physiologie und Medizin 2005 erhalten. Mit viel persönlichem Einsatz, Hartnäckigkeit und unbedingtem Glauben an die eigene Urteilsfähigkeit haben die beiden australischen Forscher die Behandlung von Magenerkrankungen revolutioniert. Warren und Marshall hatten entdeckt, dass ein Bakterium namens Helicobacter pylori die Magenschleimhäute schädigt. Gemeinsam gelang den beiden Wissenschaftlern der Nachweis, dass H. pylori fast bei allen Patienten mit chronischer Gastritis sowie wiederkehrenden Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren vorhanden war und die eigentliche Ursache für deren Entstehen darstellte.

Wenig beachtet

Die beiden Australier reichten ihre erste internationale Originalarbeit bei der renommierten Fachzeitschrift The Lancet ein, die Gutachter kamen aber zu einem negativen Ergebnis. Dennoch wurden ihre Ergebnisse über die Entdeckung eines spiralförmigen Keims im Magen dann 1983 als „Letter to the Editor“ in The Lancet veröffentlicht. In der Fachwelt nahm jedoch kaum jemand Notiz davon. Es dauerte lange, bis sich in der Ärztewelt die Akzeptanz durchsetzte, dass das Bakterium Helicobacter pylori die Hauptursache für das Entstehen von Magengeschwüren und Gastritis (Magenschleimhautentzündung) ist. Nicht Übergewicht, falsche Ernährung oder Stress sind die Auslöser, sondern eine Infektionskrankheit. Bis dahin herrschte die Meinung vor, dass der Magen aufgrund der ätzenden Magensäure steril, also keimfrei wäre. „Erst Ende der achtziger Jahre, als nachgewiesen werden konnte, dass eine erfolgreiche Behandlung des Keimes bei Magengeschwüren drastisch zur Senkung der Rückfallrate führte, nahm auch das Interesse der Kliniker an der Entdeckung von Warren und Marshall zu“, berichtete Prof. Malfertheiner. Im Jahr 1994 kam der endgültige Durchbruch. Die Weltgesundheitsorganisation stufte H. pylori als krebserregend ein. Inzwischen weiß man, dass etwa jeder zweite Mensch das Bakterium in sich trägt. Bei den meisten bleibt die Infektion ohne Symptome. Doch 90 Prozent der Magengeschwüre und 80 Prozent der Magenkrebsfälle werden durch den Keim verursacht. Diese Erkenntnis machte den Weg frei für eine völlig neue Therapiestrategie.

An der Medizinischen Fakultät hat die Erforschung von Magenerkrankungen einen hohen Stellenwert. Ein anschauliches Beispiel hierfür ist, dass der Forschungsschwerpunkt des Magdeburger GastroZentrums, in dem Uni-Institute und Kliniken miteinander kooperieren, auf die weitere Erforschung der Ursachen und Mechanismen dieser gastroenterologischen Erkrankungen gerichtet ist.

Dr. Robin Warren war einen Tag vor seiner Ehrenpromotion auf der 91. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pathologie, die Ende Mai/Anfang Juni 2007 in Magdeburg stattfand, zum Ehrenmitglied der DGP ernannt worden.

Letzte Änderung: 17.07.2007 - Ansprechpartner: Webmaster