Forschungspreis
Prof. Pape charakterisierte Mechanismus in Zellmembran
Den diesjährigen Otto-von-Guericke-Forschungspreis erhielt Prof. Dr. Hans-Christian Pape, Direktor des Instituts für Physiologie der Medizinischen Fakultät.
Das wissenschaftliche Interesse des Hirnforschers gilt den Organisationsprinzipien, die zentralnervöse Funktionsabläufe begründen und steuern. Ein wesentlicher Forschungsgegenstand ist die Funktion eines Zwischenhirnbereichs (Thalamus), der während Phasen des Wachseins als Schaltstation für die Weiterleitung von Sinnesinformationen funktioniert. Jenes Kerngebiet produziert andererseits rhythmisch-synchrone, elektrische Aktivität, die weite Bereiche des Vorderhirns während bestimmter Schlafstadien, aber auch bei epileptischen Anfällen bestimmt. In den Nervenzellen des Thalamus konnte Prof. Pape einen Mechanismus der Zellmembran charakterisieren, der als eine Art Schrittmachermechanismus für die rhythmische Aktivität wirkt, ähnlich den bekannten Schrittmacherprozessen im Herzen. Der Forschungspreis würdigt insbesondere diese Befunde, die eine Reihe von internationalen Forschungsaktivitäten auf diesem Gebiet initiierten und einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Kontrolle der Hirnaktivität bei Wachheit, Schlaf und Epilepsie lieferten.
Ergänzt werden diese Forschungen der Gruppe um Prof. Pape durch Studien im Mandelkern (Amygdala). Dieser Kernbereich ist ein wichtiger Teil des limbischen Systems. Im Januar dieses Jahres wurde zu diesem Thema ein Sonderforschungsbereich der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Universität eingerichtet, dessen Sprecher Prof. Pape ist. Limbische Strukturen gelten als funktionelle Verbindungselemente des Gehirns, die sensorische, vegetative und kognitive Komponenten der Informationsverarbeitung koordinieren. Funktionsstörungen limbischer Strukturen und ihrer Bezugssysteme stellen die pathophysiologische Basis von verschiedenen Hirnkrankheiten dar. Limbische Dysfunktionen sind darüber hinaus bei den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen von zentraler Bedeutung. Die Diagnose und Therapie bleibt oft problematisch, nicht zuletzt aufgrund mangelnder Information über die anatomischen und physiologischen Grundlagen und die molekular-zellulären Mechanismen der limbischen Systemleistungen. Ziel der Arbeiten im Sonderforschungsbereich ist es, aus einer verbesserten Kenntnis der normalen Funktion der limbischen Schaltkreise die Aufklärung der Pathophysiologie assoziierter hirnorganischer und psychiatrischer Erkrankungen zu erleichtern und daraus langfristig neue Strategien zur therapeutischen Korrektur der Fehlfunktionen zu entwickeln.
So konnte in der Gruppe um Prof. Pape ein zelleigener Mechanismus in der Amygdala beschrieben werden, der die Generierung epileptiformer Aktivität in diesem Hirngebiet verhindern kann.
„Dank für diesen Erfolg“, so Prof. Pape, „gebührt vor allem den Mitarbeitern des Instituts für Physiologie für ihren engagierten, täglichen Einsatz, dem Kultusministerium des Landes sowie der Deutschen Forschungsgemeinschaft, deren finanzielle Unterstützung eine entscheidende Grundlage für unsere Forschungsarbeit darstellt.“
Paula Ingwer