Max Planck – Stille Tage in Rogätz

13.05.1998 -  

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Namensgeber wissenschaftlicher Institutionen in Magdeburg vorgestellt (1)

Unter den 370 692 Evakuierten, die sich im Dezember 1944 im damaligen Gau Magdeburg-Anhalt aufhielten, befand sich auch der Physiker Max Planck, der seit 1930 als Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften das wohl höchste wissenschaftliche Amt Deutschlands ausübte. Professor Planck hatte bereits im Oktober 1943 die Einladung des befreundeten Industriellen Carl Still angenommen, welcher ihm in seinem Gutshaus in Rogätz, unweit Magdeburgs an der Elbe gelegen, eine kleine Wohnung zur Verfügung stellte.

Schicksalsschläge

Zu dieser Zeit hatte der 86jährige Max Planck schon schwere Schicksalsschläge überwinden müssen. Seine erste Frau war bereits 1909 verstorben, sein ältester Sohn fiel im I. Weltkrieg, beide Töchter starben im Wochenbett, ein Sohn aus zweiter Ehe starb früh. Nun war durch die Nationalsozialisten auch der einzige Sohn aus erster Ehe, der ehemaligen Staatssekretär im Reichskanzleramt Erwin Planck, wegen der Beteiligung am Attentat vom 22. Juli 1944 zum Tode verurteilt und hingerichtet worden.

Als im April 1945 die Truppen der 9. US-Armee das Elbeufer erreichten, wurden alle Rogätzer Einwohner evakuiert. Der unter starken Schmerzen leidende Wissenschaftler mußte sich auf den Treck begeben und bezog zunächst ein Notquartier in Friedrichshöhe, später in Born bei Haldensleben.

Nach Beendigung der Kampfhandlungen zurückgekehrt, fand Max Planck das Rogätzer Gutshaus durch einen US-Stab belegt. Nun bezog der inzwischen 87jährige ein bescheidenes Zimmer in einem kleinen Häuschen in der Magdeburger Straße. Hier fuhr am 18. Mai 1945 ein amerikanisches Militärfahrzeug vor. Dieses brachte Max Planck mitsamt seiner Ehefrau auf Veranlassung des für den Wissenschaftsbetrieb in der britischen Besatzungzone verantwortlichen Besatzungsoffiziers Colonel Bertie Blount nach Göttingen. In der Universitätsstadt befand sich, aus Berlin evakuiert, ein Teil der Verwaltung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft mit ihrem Generaldirektor Ernst Telschow. Auf dessen Bitten stellte sich Max Planck zunächst kommissarisch als Präsident der Gesellschaft zur Verfügung.

Inzwischen hatte auch die Sowjetische Militäradministration im erbitterten Wettlauf um den Zugriff auf die Elite der deutschen Wissenschaftler den Versuch unternommen, durch einen von ihr in Berlin eingesetzten neuen Leiter die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft samt allen angeschlossenen Instituten in die Hand zu bekommen.

Deren weiteres Schicksal stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest. Der Alliierte Kontrollrat hatte schon 1946 die Auflösung beschlossen, die US-Behörden wollten sie als nazistische Organisation auflösen, die britischen Behörden stießen sich lediglich am Namen Kaiser Wilhelms. Die Teilnahme Max Plancks an Feierlichkeiten der Royal Society in London brachte den Nobelpreisträger Henry Dale letztlich auf die Idee, die Gesellschaft in Max-Planck-Gesellschaft umzubenennen. So entstand zunächst die „Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften in der Britischen Zone“. Später schlossen sich dieser auch die Kaiser-Wilhelm-Institute in der amerikanischen und französischen Besatzungszone an. Kurz vor seinem Tode hat der Gelehrte dann die Zustimmung für die endgültige Verwendung seines Namens erteilt.

Auf Spurensuche

Max Planck starb am 4. Oktober 1947 in Göttingen. Anläßlich seines 50. Todestages begaben sich im Jahre 1997 Mitarbeiter des Berliner Archivs der Max-Planck-Gesellschaft und des Max-Planck-Institutes für Wissenschaftsgeschichte auf die Spuren ihres Namenspatrons nach Rogätz. Hier war bereits 1958 die Hauptstraße in Max-Planck-Straße umbenannt worden. Lebhaft erinnerten sich ältere Einwohnern daran, daß der greise Wissenschaftler an jedem zweiten Morgen zum Friseur des Dorfes ging, um sich rasieren zu lassen. Erinnerungen kamen auf, an den ruhigen bescheidenen Professor, der als hervorragender Klavierspieler Weihnachten 1944 das Konzert in der Rogätzer Kirche mitgestaltet haben soll. Auch Ingeborg Hadersbeck war zugegen, die als Sekretärin des Gastgebers Carl Still Plancks Manuskripte auf der Schreibmaschine tippte und Ilse Hübner, die als Buchhalterin des örtlichen Sägewerkes den Gelehrten auf seinen Wegen begleitet hatte.

In Rogätz begann mit Max Plancks Abfahrt am 18. Mai 1945 die Geschichte einer erfolgreichen Wissenschaftsorganisation, der 1948 in Göttingen gegründete Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. Unweit Rogätz’ entsteht in Magdeburg ein neues Max-Planck-Institut, welches die berechtigten Hoffnungen einer ganze Region weckt.

Gerald Christopeit

Letzte Änderung: 13.05.1998 - Ansprechpartner: Webmaster