Das räumliche Sehen
Ein Studienpreis ging nach Magdeburg
Über 750 Studierende aus allen Disziplinen haben sich mit beeindruckenden Beiträgen am Deutschen Studienpreis, initiiert von der Körber-Stiftung, Hamburg, beteiligt. Vor zwei Jahren war er unter dem Thema „Visuelle Zeitenwende? Bilder – Technik – Reflexionen“ erstmals ausgeschrieben worden. Insgesamt wurden 53 Wettbewerbsbeiträge als preiswürdig ausgewählt. Unter ihnen auch der Beitrag von Roland Seibt von unserer Universität. Seine „Überlegungen zum beidäugigen Sehen und zur Verarbeitung von Sehreizen im Gehirn“ erhielten einen 4. Preis.
Modelle entgegengesetzt
Der Beitrag beschäftigt sich mit Schwachpunkten der Querdisparationstheorie. Der englische Physiker Charles Wheatstone (1802-1875) erklärte die stereoskopische Wahrnehmung mit der Theorie der Querdisparation. Sie findet bis heute wissenschaftliche Anerkennung. Rund fünf Prozent der Bevölkerung verfügen nicht über ein normales Stereosehen. Da ihnen ein vermindertes räumliches Orientierungsvermögen zugeschrieben wird, ist ihnen der Zugang zu bestimmten Berufsgruppen verwehrt. Die Theorie der beidäugigen Raumwahrnehmung läßt jedoch einige Fragen offen, etwa das Zustandekommen unscharfer Bildprojektionen. Im Wettbewerbsbeitrag werden den Theorien der beidäugigen Sehfunktion Modelle entgegengesetzt, die anerkennen, daß Objekte auch unscharfe Bilder auf der Nezthaut projizieren.
Aus Routine ausscheren
Mit diesem Forschungswettbewerb für Studierende sollte über Fächergrenzen hinweg angespornt und verführt werden, mit zusätzlichen Anstrengungen aus der Routine des Hochschulalltages auszuscheren. Neben Forschungsqualität sind für die Beurteilung der Arbeiten vor allem ihre Praxisrelevanz und eine auch für den wissenschaftlich interessierten Laien verständliche Darstellungsweise maßgeblich gewesen. Die Fach- und Hauptjuroren sahen sich mit Beiträgen – viele eingereicht auf neuen Medien – konfrontiert, die das Maß üblicher Seminar- und Examensarbeiten meist weit überstiegen. Vor ihnen lag ein ungeheurer Berg an Arbeit. Ihn bewältigen mußten als Juroren auch zwei Wissenschaftler unserer Universität: Prof. Dr. Thomas Strothotte, Institut für Simulation und Graphik, und Dr. Mike Sandbothe, Institut für Philosophie.
Im Mai dieses Jahres wird es eine neue Ausschreibung zur Thematik „Risiko! Der Umgang mit Sicherheit, Chance und Wagnis“ geben.
I.P./PM