Neuroverbund positiv begutachtet
Forschungen rund ums Zentrale Nervensystem
Für das derzeit umfassendste Forschungsverbundprojekt an der Medizinischen Fakultät fand Ende Juni 98 eine Zwischenbegutachtung statt. 16 neurowissenschaftlich orientierte Kliniken und theoretische Institute der Universität haben sich seit einigen Jahren zum "Magdeburger Neuroverbund" zusammengeschlossen, eine in Deutschland wohl einmalige Konzentration neurowissenschaftlicher Forschungseinrichtungen.
Mehrere Perspektiven
"Die Zielsetzung besteht darin", erklärt der Koordinator des Verbundes, Professor Bernhard Bogerts, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin, "sowohl mit klinisch-neurowissenschaftlichen Forschungsmethoden als auch mit neurobiologischer Grundlagenforschung das Verständnis der Pathogenese sowie Diagnostik und Therapie bei exogenen und endogenen Erkrankungen des Zentralen Nervensystems zu verbessern." Im Neuroverbund werden diese ZNS-Erkrankungen aus vielen unterschiedlichen Perspektiven erforscht. Die meisten der anfangs fünf und mittlerweile 18 Teilprojekte sind interdisziplinär und institutsübergreifend angelegt.
In der zweiten Phase
In einer ersten Phase von 1991 bis 1996 wurde der Neuroverbund mit 7,3 Mio. Mark, verwendet für die gerätetechnische Ausstattung, vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie im Rahmen der Aufbauförderung an den Hochschulen der neuen Bundesländer unterstützt.
Nach einer positiven Abschlußbewertung wird die Förderung aus Bundesmitteln seither in einer zweiten Phase bis zum Jahr 2001 mit insgesamt 5 Mio. Mark fortgesetzt. Ab 1998 setzt eine Kofinanzierung durch das Land Sachsen-Anhalt mit rund 3 Mio. Mark ein. Aus diesem Grund fand die Zwischenbegutachtung vor einem externen Expertenbeirat statt. Im Ergebnis empfahlen die Gutachter nach einer äußerst positiven Einschätzung der bisher erbrachten wissenschaftlichen Leistungen und der künftigen Planungen die Fortführung der Förderung für den Magdeburger Neuroverbund.
Der Forschungsschwerpunkt der am Verbund beteiligten vorklinischen/theoretischen Institute zentriert sich um die Thematik Neurodegeneration und -plastizität. Hier spielen Fragen nach den Mechanismen von Neuroprotektion, Plastizität und Regeneration nach Schädigungen, unter anderem am Beispiel des Sehsystems, eine besondere Rolle. Daneben werden Untersuchungen zur Peptidverteilung im Gehirn, zu den neurobiologischen Grundlagen der Epilepsie und zur molekularen Analyse zellulärer Wechselwirkungen im Nervensystem durchgeführt.
Klinische Forschung
Die zentrale Fragestellung der klinischen Einrichtungen sind klinisch-neurobiologische Wechselbeziehungen bei neuropsychiatrischen Erkrankungen. Dem klinisch orientierten Teil ist gemeinsam, daß Funktionsstörungen bestimmter Hirnsysteme bei hirnorganischen Psychosyndromen und sogenannten endogenen Psychosen psychopathologisch, psychometrisch, neurophysiologisch und neuroradiologisch näher definiert werden sollen.
Neben Projekten aus der biologischen bzw. medizinischen Grundlagenforschung werden in mehreren Teilprojekten auch Themen mit herausragender praktischer Bedeutung bearbeitet. Dazu gehören beispielsweise die Entwicklung neuer mikroskopischer Techniken, Untersuchungen zur Wirkung von bestimmten Schadstoffen auf das Nervensystem, die Optimierung der Wirkstoffkonzentration für spezielle ZNS-Erkrankungen bis hin zur Entwicklung von Innenohrprothesen, sogenannten Cochlear Implantaten, für Gehörlose einschließlich entsprechender Rehabilitationsmethoden.