Neue Therapieansätze
Expertentreffen zu Geschwulstkrankheiten
Die Klinik für Hämatologie und Onkologie war im September 98 Gastgeber des diesjährigen Studientreffens von rund 200 Experten der deutschen Studiengruppe für die Behandlung hochmaligner Non-Hodgkin-Lymphome.
Jährlich erkranken etwa 9 000 Menschen in der Bundesrepublik am Non-Hodgkin-Lymphom (NHL), einer bösartigen Erkrankung, die im lymphatischen System des Körpers entsteht. Hierbei wachsen diese Zellen plötzlich unkontrolliert und teilen sich ohne auszureifen. Sie können dadurch ihre Funktion der Virusbekämpfung nicht mehr durchführen. Die Ursachen für die Entstehung der Geschwülste sind noch weitgehend ungeklärt. Zweifelsfrei spielt ein geschwächtes Immunsystem eine große Rolle. Erreger, die die körpereigene Abwehr schwächen, steigern damit das Risiko. Darüber hinaus werden berufliche und industrielle Kontakte, zum Beispiel mit Schwermetallen, Lösungsmitteln und Herbiziden, als weitere mögliche Ursachen diskutiert. Die Erkrankungsraten sind in den vergangenen zwanzig Jahren beträchtlich gestiegen. Wissenschaftler weltweit untersuchen die genetischen Gründe für diese spezielle Krebserkrankung und arbeiten an einer Verbesserung der Immuntherapie.
Zur Klassifikation
"Auf dem Tagungsprogramm in Magdeburg standen wichtige Beiträge zur gegenwärtigen Diskussion über eine moderne, wissenschaftlich begründete und international konsensfähige Klassifikation der bösartigen Lymphome, die gegenwärtig auch von der WHO vorbereitet wird. Des weiteren wurden aktuelle Auffassungen von der Entwicklung, der Diagnostik und der Therapie dieser speziellen Tumorerkrankungen vorgestellt und diskutiert", informierte Prof. Dr. Astrid Franke, Direktorin der gastgebenden Klinik für Hämatologie und Onkologie. Mit Hilfe moderner Verfahren der Molekular- und Zellbiologie wurden in den vergangenen Jahren molekulare Veränderungen aufgedeckt, die mit der Ausbildung bösartiger Lymphome einhergehen. Nach wie vor steht im Mittelpunkt aktueller Therapiekonzepte die zytostatische Chemotherapie. Es sei jedoch davon auszugehen, so die Klinikdirektorin, daß diese in zunehmendem Maße durch weitere Therapieansätze ergänzt werden.
Zwischenauswertung
Mit besonderem Interesse wurde während des Expertentreffens die Zwischenauswertung für neue diagnostische Verfahren zur Verlaufskontrolle während und nach einer Chemotherapie sowie für die Hochdosistherapie erwartet. Als wesentliche Aussage der in Magdeburg vorgelegten Ergebnisse faßte Professor Astrid Franke nach der Tagung zusammen: "Wenn es uns gelingt, die bisher vorliegenden Ergebnisse der Zwischenauswertung bis zum Abschluß der Studie konsequent weiter zu entwickeln, wird es möglich sein, daß die Deutsche Studiengruppe für Non-Hodgkin-Lymphome den bisherigen Weltstandard der Behandlung durch das eigene Studienkonzept verbessern kann."
Seit Mitte der siebziger Jahre liegt ein klinischer Schwerpunkt der Magdeburger Hämatologisch/Onkologischen Universitätsklinik in der Diagnose und Behandlung maligner Lymphome. Die Klinik ist selbst in der Studienkonzeption der Deutschen Studiengruppe Non-Hodgkin-Lymphome aktiv und führt auf diesem Gebiet innovative Behandlungsverfahren, insbesondere die Blut-Stammzell-Transplantation durch.