Eike-von-Repgow-Preis
Hohe Auszeichnung für Leipziger Professor Eichler
Auf einem akademischen Festakt verliehen die Landeshauptstadt Magdeburg und die Otto-von-Guericke-Universität Ende Oktober 98 zum ersten Mal den Eike-von-Repgow-Preis. Geehrt wurde Prof. Dr. Dr. h.c. Ernst Eichler für hervorragenden Verdienste um die Erforschung der Geschichte und Kultur Mitteldeutschlands und des Gebietes der mittleren Elbe. Ernst Eichler gehört zu den führenden Slawisten und Namenforschern der Welt. Der mit 5000 DM dotierte Preis, eine Ehrenurkunde und eine Bronze-Plastik des Magdeburger Bildhauers Heinrich Apel, die Eike von Repgow darstellt, wurden gemeinsam von Stadt und Universität gestiftet. Der Einladung zum Festakt waren Kultusminister Karl Heinz Reck, Landtagsabgeordnete, Vertreter der Stadt und der Universität gefolgt.
Überzeugend für das Kuratorium (bestehend aus drei Vertretern der Stadt und vier der Universität), das Prof. Eichler für die Auszeichnung vorgeschlagen hat, war sein wissenschaftliches Werk, das sich der historischen und sprachgeschichtlichen Erforschung der mitteldeutschen Regionen und des osteuropäischen Raumes widmet.
Zukünftig soll mit dem Preis alljährlich eine deutsche oder ausländische Persönlichkeit geehrt werden, die sich mit der Geschichte und Kultur Mitteldeutschlands und des Gebietes der mittleren Elbe wissenschaftlich beschäftigt hat.
OB Dr. Willi Polte würdigte das Wirken Eike von Repgows als Verfasser des Sachsenspiegels. Das Rechtsbuch besaß noch weit in das 19. Jahrhundert Gültigkeit. Es entstand in den Jahren zwischen 1220 und 1235, wurde in mehrere Sprachen übersetzt und sein Wirkungsbereich reichte bis weit in die Ukraine. Die Preisverleihung solle auch Zeichen setzen, das Image der Stadt und die Identifikation ihrer Bürger mit ihrer Stadt und der Universität zu fördern. Die Magdeburger Wissenschaftseinrichtungen schätzt das Stadtoberhaupt als ein wichtiges Zukunftspotential für die Stadt und Region und erhofft sich für die Zukunft auch eine Profilstärkung der Geisteswissenschaften an der Universität.
Dieser Preis sei wohl der einzige, der gemeinsam von einer Stadt und einer Universität verliehen werde, so Magnifizenz Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann. Die Auszeichnung anerkenne das literarische und wissenschaftliche Werk eines Gelehrten und bereichere zugleich die Universität, die im Gegensatz zur Stadt auf nur wenige Jahre ihres Bestehens zurückblicken könne. Er charakterisierte Magdeburg mit Blick auf die mittelalterlichen Klosterschulen als eine den Bildungstraditionen lebendig verbundene Stadt, die große Gelehrte wie Otto von Guericke hervorgebracht hat.
Mit allen Rechten eines Repgow-Preisträgers
Der Rektor ging auch auf das Wirken des Hallenser Rechtsprofessors Rolf Lieberwirth ein, der sich ebenfalls um die Sprach- und Kulturgeschichte Mitteldeutschlands verdient gemacht hat. Lieberwirth war bereits 1988 mit der von Apel geschaffenen Skulptur Eike von Repgows geehrt worden. Auf Beschluß des Kuratoriums wurde er mit allen Rechten eines Eike-von-Repgow-Preisträgers ausgestattet.
Prof. Dr. Matthias Springer, Lehrstuhlinhaber für mittelalterliche Geschichte an der Universität, würdigte in seiner Laudatio Ernst Eichler als einen hervorragenden Sprach- und Namenforscher, der sich mit der deutsch-slawischen Namenkunde, der Geschichte der Slawistik und der Lehnwortforschung befaßt. Als eines der profunden Werke des Leipziger Slawisten nannte der Festredner das Nachschlagewerk Slawische Ortsnamen zwischen Saale und Neiße. In diesem Buch werden viele Ortsnamen slawischen Ursprungs, die bereits Eike von Repgow kannte, untersucht. Im Verlauf der sprach- und kulturgeschichtlichen Entwicklung wurden sie in die deutsche Sprache übernommen. »Jedenfalls geben uns die Namen 'geheimen Sinn zu kosten, wie's den Wissenden erbaut'«, schloß der Magdeburger Mittelalterforscher die Laudatio.
Namenkundliche und sprachgeschichtliche Beobachtungen aus dem Wirkungskreis Eike von Repgows standen im Mittelpunkt des Festvortrages von Prof. Eichler. Anhand von Ortsnamen der Magdeburger Umgebung wies er interessante sprach- und kulturgeschichtliche Entwicklungen nach, die durch Zuwanderungen aus dem osteuropäischen Raum in der Vergangenheit entstanden. Er hofft, daß die gemeinsamen Forschungen auf sprach- und kulturhistorischem Gebiet die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern aus Magdeburg, Halle, Leipzig und Osteuropa fördern und positive Integrationsimpulse nach Osten auslösen.
Der Festakt wurde musikalisch von der Gruppe Spielleute VAGANTEN mit mittelalterlicher Musik auf historischen Instrumenten begleitet.