Produktion zum Anfassen
Studierende zur Betriebsbesichtigung bei Mannesmann Rexroth in Frankfurt
Nicht nur weil die Fakultät für Maschinenbau zwei Exkursionen während des Studiums vorschreibt, hat sich das Institut für Arbeitswissenschaft, Fabrikautomatisierung und Fabrikbetrieb (IAF) zum Ziel gesetzt, den Studenten jährlich mindestens zwei Exkursionen anzubieten. Hauptanliegen ist die praxisnahe Wissensvermittlung, die Sensibilisierung der Studenten für die Komplexität eines produzierenden Unternehmens und nicht zuletzt die Konfrontation mit neuen, vielleicht auch mal von der Magdeburger Lehrmeinung abweichenden Lösungen. Die Messeexkursion im Sommersemester führt die Studenten regelmäßig zur Hannovermesse Industrie, zur CeBIT oder zur Innovationsmesse nach Leipzig; die Wintersemesterexkursion immer in einen Betrieb.
Fünfstündige Führung
Nachdem in den vergangenen Jahren eine Führung durch die Hallen von Siemens Nixdorf in Augsburg, Wini Büromöbel in Coppenbrügge und Mercedes Benz in Düsseldorf erfolgte, waren Studenten des IAF Ende November dieses Jahres bei Mannesmann Rexroth in Lohr/Main eingeladen. So konnte bis jetzt jedes Jahr ein Unternehmen einer anderen Branche und in einer anderen Größenordnung vorgestellt werden.
Gießen, sägen, fräsen, drehen, bohren - bei Mannesmann Rexroth aus einer Hand bei 100 % Qualitätsüberwachung. Photos: Rexroth
Die Mannesmann Rexroth AG ist ein produzierendes Unternehmen mit zwei Hauptgeschäftsfeldern: der Gießerei und dem Maschinenbau. Die ca. 600 Mitarbeiter stellen die unterschiedlichsten Varianten von Pumpen und Ventilen her, deren Gehäuse und Steuerblöcke sie selbst abgießen. In einer mehr als fünfstündigen Führung gelang es, einen sehr guten Überblick über das Gesamtunternehmen zu erhalten. Fragen aus den unterschiedlichsten Bereichen des unternehmerischen Alltags wurden den Studenten sachkundig beantwortet: Warum war der Verkauf von Rexroth vor 20 Jahren an Mannesmann trotz der damaligen Gewinnerwirtschaftung ein strategisch wichtiger Schritt? Wie macht man das betriebliche Vorschlagswesen so leistungsfähig, daß zu dessen 60. Geburtstag ein VW Beetle verlost werden kann? Warum funktioniert das Lager heute bei minimaler Technik auch ohne Lagerarbeiter? Müssen wirklich 100% der Produkte durch die Qualitätskontrolle laufen? Warum ist Gruppenarbeit im betrieblichen Alltag so schwierig? Nicht nur der Produktbereichsleiter Uwe Kronmüller nahm sich viel Zeit, die Fachfragen ausführlich zu beantworten und vieles plakativ zu demonstrieren.
Beim Mittagessen im Werk ergab sich zusätzlich die Möglichkeit, mit einer Angestellten aus der Personalabteilung ins Gespräch zu kommen. Die Unterhaltung über Einstellungsmodalitäten und die Möglichkeiten von Praktika und Diplomarbeiten wurde durch die Nennung von Ansprechpartnern und Kontaktadressen abgerundet.
Die Informationen und Beispiele gaben einen guten Überblick über das Gesamtunternehmen, verschiedene Fertigungsverfahren und unterschiedliche Transportlösungen. Fast nebenbei wurde eine der modernsten Härteanlagen Europas demonstriert. Viele aus Vorlesungen und Seminaren bekannte Dinge wurden von den Studenten erstmals im realen Betrieb hautnah erlebt.
Da die Besichtigung sehr gelobt und allgemein als sehr lehrreich eingeschätzt wurde, bleibt zu hoffen, daß sich am 26. 10. 1999 (bitte schon vormerken!) ein paar mehr Interessenten finden, die unter Leitung des IAF dann die Adam Opel AG in Eisenach besuchen.