Ein Schwatz und mehr
Die Evangelische Studentengemeinde ist für alle offen
Sie kommen jeden Mittwoch abend zusammen, um zu klönen – über Gott und die Welt –, um Abendbrot zu essen, um Andacht zu halten und einem Vortrag zu lauschen. Sie sind Magdeburger Studierende, sind Kirchenmitglieder, Konfessionslose oder Muslime, sind aus aller Herren Länder. Sie treffen sich in der ESG, der Evangelischen Studentengemeinde Magdeburg.
Gottesdienst
Das Sommersemester 99 beginnen die Evangelische Studentengemeinde, die Katholische Studentengemeinde und die Studentenmission in Deutschland mit einem gemeinsamen Semestereröffnungsgottesdienst am 13. April 1999 um 19 Uhr in der Wallonerkirche.
Zu ihrer Runde kam im vergangenen Jahr eine Neue hinzu, die Studentenpfarrerin Sigried Neumann. "Noch bin ich dabei, alles kennenzulernen, zu beobachten, Fragen zu stellen und die Arbeit neu zu strukturieren", erzählt die Geistliche. Letzteres gestaltet sich gar nicht so einfach, denn bis Ende 1997 wurden zwei und eine viertel Stellen für die Arbeit in der Studentengemeinde bezahlt, für Sigried Neumann steht in den nächsten fünf Jahren nur noch eine halbe Stelle zur Verfügung. Sie habe sich bewußt auf diese halbe Stelle als Studentenpfarrerin beworben, da sie sich auch als Shalom-Diakonin in der Friedensarbeit im Verein Ökumenischer Dienst im Konsiliaren Prozeß engagieren möchte. Beides kann jedoch Hand in Hand gehen, denn überall gibt es jeden Tag neu zu entdecken, wie Konflikte im Alltag gewaltfrei zu lösen sind.
In Eigenregie
Vieles läuft bei den Studierenden der ESG in Eigenregie. Für jedes Semester werden drei bis vier V-Studenten, Vertrauens-Studenten, gewählt. Sie organisieren, daß zum Abendbrot auch wirklich was auf dem Tisch steht, leiten auch schon mal eine Andacht, suchen nach geeigneten Referenten für die Abendvorträge und stellen "Sonderaktionen" auf die Beine. So geschehen in der Adventzeit die ökumenische Nacht für den Frieden oder gemeinsam mit der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt e. V. und der Fachhochschule Magdeburg eine Veranstaltung zum Rechtsradikalismus. Vieles wird zusammen mit der Katholischen Studentengemeinde und der Studentenmission in Deutschland organisiert und festgehalten im gemeinsamen Semesterprogramm.
Entstanden sind Studentengemeinden 1896 als Vereine unabhängig von den Kirchen. Unter ihr Dach kamen sie in den dreißiger Jahren. Dennoch haben sie sich in ihren Strukturen eine gewisse Eigenständigkeit erhalten. Und so kann es eben sein, daß, wie in Magdeburg, ein Moslem zum V-Studenten gewählt wird. Auf internationalen, interreligiösen, interkulturellen Dialog wird sehr viel Wert gelegt in der ESG Magdeburg. Nicht nur zu den gemeinsamen Klön-Abenden. Petra Molnar bietet als Ausländerberaterin Betreuung und Hilfe an. Seit Jahren engagiert sich ein Arbeitskreis der ESG für Hilfsaktionen in Rumänien. Bürokratische Hemmnisse machen seine Arbeit jedoch zunehmend schwieriger. Selbst hat die gelernte Krankenschwester Sigried Neumann Kontakte nach Sarajevo aufgebaut, war dort in der Friedenserziehung von Erwachsenen tätig. Kontakte werden gerade zu einem Projekt an der Wolga in Rußland geknüpft.
Eine Mittlerin
Mit einem ganz anderen Thema befaßt sich ein zweiter Arbeitskreis, KiWi genannt. KiWi steht für "kirchliche Windkraftanlagen". In Biere drehen sich die Rotoren von drei Windrädern und erzeugen Strom. Noch müssen die Kredite für die Anlagen abbezahlt werden, doch wenn sie eines Tages Gewinne einbringen, fließen diese in Projekte in Entwicklungsländern.
Pfarrerin Sigried Neumann versteht die Studentengemeinde als Mittlerin zwischen Kirche und Hochschule, die Wissenschaft und christliche Ethik zusammenbringen kann. Sie wünscht sich für ihre künftige Arbeit ein engeres Zusammengehen mit der Universität beispielsweise bei der Betreuung von Erstsemestlern oder von Absolventen. Ines Perl
Zu erreichen ist die ESG Magdeburg in der Neustädter Straße 6, Tel. 5 43 20 09. Im WWW gibt es auf der Homepage der ESG ständig aktuelle Hinweise.