Symbolisch heile Welt
Studierende führten The Tender Land auf
Es war ein mit Hochspannung erwarteter Abend am Ende des Wintersemesters im Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg: Premiere der Oper The Tender Land von Aaron Copland. Monatelange intensive Probenarbeit der Studierenden des Künstlerischen Studienzweiges am Institut für Musik fand ihren verdienten Beifall.
Die Opern- und Musicalprojekte sind seit Jahren ein wichtiger Bestandteil der musikdramatischen Ausbildung. Sie lassen die jungen Sänger erahnen, was es bedeutet, auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zu agieren und zu singen. Gerade diese Bühnenpräsenz kann ein Studium für Bühnengesang in Magdeburg interessant machen, zumal wenn praxiserfahrene Regisseure wie Dieter Reuscher und Horst Kupich die Inszenierung und Probenarbeit übernehmen. Opernaufführungen der vergangenen Jahre wie der vor seinen Gläubigern flüchtende Abu Hassan und Cimarosas Heimliche Ehe oder Mozarts Papageno mit der Zauberflöte sind noch in guter Erinnerung.
Mit The Tender Land wurde diesmal ein Opernwerk ausgewählt, das der Grandseigneur der musikalischen Avantgarde in Amerika, Aaron Copland, mit einigen Schmerzen 1954 in der Studiobühne der City Opera von New York mit jungen Darstellern zur Uraufführung gebracht hatte. Ursprünglich sollte es eine Fernseh-Oper werden und gewisse konzeptionelle sowie dramaturgische Schwächen der Bühnenfassung lassen sich nicht gänzlich leugnen. So mag es auch nicht verwundern, daß diese zweite und letzte Opernarbeit Coplands zumindest außerhalb der USA so gut wie unbekannt blieb - bis zur deutschen Erstaufführung in Magdeburg.
Gesang und Schauspiel
Das Sujet zeichnet den Weg des Erwachsenwerdens und Lösens von der als Enge empfundenen familiären Heimat, das Aufflammen erster Liebe und die Erfahrung mit fremden, weil andersartigen jungen Menschen, die in die ländliche Idylle quasi einbrechen.
Die Studierenden spielten in einer symbolisch heilen Welt, deren Kulissen von Kristina Biedermann entworfen und in Zusammenarbeit mit den Werkstätten des Theaters der Landeshauptstadt entstanden sind. Die szenische Gestaltung, die dramatische Aussagekraft und das Rollenspiel in der Regie von Horst Kupich suchte Aktionismus und emotionale Befindlichkeitstransformierung zu verknüpfen.
Der Kirchenraum des Magdeburger Klosters Unser Lieben Frauen erwies sich als akustisch tragend für die Kammerphilharmonie Schönebeck, die unter der Leitung von Stafanos Tsialis exzellent musizierte. Die Spielfreude der Studierenden sprang optisch über den akustischen Orchestergraben und ließ den Handlungsfaden verfolgen. In den Hauptrollen der Premierenaufführung wußten Stefanie Fels als Abiturientin und Alke Kelter als ihre Mutter, Pawel Stanislawow als fast freundlich despotischer Grandpa und Katrin Kleinhardt als kleine noch verspielte Schwester, Michael Mohr und Stefan Glause als jugendlich abenteuernde Wanderarbeiter, Petra Rosenberg und Volker Röhnert als ehrsames Ehepaar Splinters sowie Anja Mertin und Niklas Jung als fassadengekittetes Ehepaar Jenks ihr schauspielerisches Talent und sangliches Vermögen einzubringen, der Szene Lebendigkeit und Drive zu geben.
Der erfolgreichen Premiere sollen weitere Aufführungen folgen, so im Norbertus-Gymnasium, bei der BUGA und bei der Sommerakademie Hundisburg.