Hebammenfortbildung
Betreuung von Mutter und Kind durch Hebammen
Für Hebammen, Kranken- und Kinderkrankenschwestern hatte die Universitätsfrauenklinik Anfang April 1999 eine Fortbildungsveranstaltung organisiert. Die Klinik, in der auch künftige Hebammen ausgebildet werden, führt die Tagung alljährlich gemeinsam mit dem Landeshebammenverband Sachsen-Anhalt durch. Die Veranstaltung war mit ca. 150 Teilnehmerinnen aus Sachsen-Anhalt und den angrenzenden Bundesländern außerordentlich gut besucht; der Hörsaal platzte aus allen Nähten. Sowohl die Vorträge als auch die sich anschließende lebhafte Diskussion zu jedem Beitrag zeigten, daß die Veranstalter durchweg aktuelle Themen auf das Programm gesetzt hatten.
Prävention vorkindlicher Fehlbildungen
Im ersten Vortrag ging es um die Prävention kindlicher Fehlbildungen. Dabei kommt Hebammen und Frauenärzten eine Schlüsselstellung zu. Konkret wurde die Frage diskutiert, wie solche teratogenen Noxen, wie Folsäure- und Jodmangel, Alkoholmißbrauch und Nikotinabusus bereits perikonzeptionell ausgeschaltet oder zumindest reduziert werden können.
Der nächste Komplex befasste sich mit den geburtsbedingten muskulären, neuromuskulären und bindegewebigen Verletzungen des Beckenbodens. Obwohl jede vaginale Geburt mit einem Funktionsverlust des Schließmuskelsystems einhergehen kann, hängt das Ausmaß einer möglichen Schädigung auch von der Geburtsleitung, den geburtshilflichen Interventionen und der Gebärposition ab. Eine wirksame Prävention verspricht man sich gegenwärtig von einem Beckenbodentraining vor der Geburt, das den Schwangeren von Hebammen in Geburtsvorbereitungskursen vermittelt wird.
Im dritten Vortragszyklus ging es um die Betreuung von Mutter und Kind im frühen und späten Wochenbett. Nach einer frühzeitigen Entlassung aus der Klinik, wie sie heute von den Müttern und Eltern oft gewünscht wird, ist eine freiberuflich tätige Hebamme meist erste Ansprechpartnerin für alle Probleme mit dem Neugeborenen, die Stilltätigkeit und für im Wochenbett auftretende Komplikationen. Im Dialog mit Frauen- und Kinderärzten diskutierten die Teilnehmerinnen der Tagung die Möglichkeiten und Grenzen der häuslichen Hebammen-Nachsorge. Sie reichen von pflegerischen und prophylaktischen Maßnahmen über die Früherkennung von Krankheiten bis hin zur Hilfestellung beim Umgang mit Behörden.
Enge Beziehung zur Familie
In diesem Zusammenhang wurde auch der plötzliche Kindstod behandelt, der nach neueren Untersuchungen keinesfalls schicksalhaft eintreten muß. Eine Analyse der Ursachen zeigt vielmehr, daß Hebammen durch ihre engen Beziehungen zu den Familien, die oft über die ersten Lebenswochen des Säuglings hinaus reichen, zur Abwendung des plötzlichen Kindstodes beitragen können.
Die Veranstaltung bewies einmal mehr, daß sich die Zusammenarbeit von Ärzten und Hebammen heute nicht mehr nur auf die Geburt im Kreißsaal beschränkt, sondern sich vielmehr auch auf die Schwangerschaft und die für Mutter und Kind wichtige Nachsorge in den ersten Wochen nach der Entbindung erstreckt. Wenn das hohe Niveau der Geburtshilfe gehalten werden soll, ist eine Abstimmung der beiden Berufsgruppen mit ständiger gegenseitiger Fortbildung unumgänglich.