Kraft-Wärme-Kopplungsanlage

13.06.1999 -  

Neues Hightech-Heizhaus versorgt Campus am Uni-Platz mit molliger Wärme

Die Studierenden der Fakultät für Maschinenbau haben seit Anfang Mai 1999 eine zusätzliche Stätte für Lehre und Forschung: das neue Heizkraftwerk an der Sandtorstraße, das den Campus am Universitätsplatz mit Fernwärme versorgt. Ganz offiziell wurde es zum Monatsbeginn von Dr. Karl Gerhold, dem Vorstand der GETEC Energie AG Magdeburg, in Anwesenheit von Kultusminister Dr. Gerd Harms, per Druck auf den berühmten roten Knopf in den Dauerbetrieb überführt.

Ausgedient

Das alte Heizkraftwerk auf der Ostseite der Sandtorstraße hatte seine Pflicht erfüllt, war sowohl physisch als auch moralisch verschlissen. Eine Generalüberholung wäre wirtschaftlich nicht zu vertreten gewesen. Daher schrieb das Land europaweit einen Heizkaftwerks-Neubau aus, für den die GETEC Energie AG trotz härtester Konkurrenz von Großkonzernen schließlich den Zuschlag erhielt. In nur sechs Monaten stampfte sie diesen Neubau mit seinem weithin sichtbaren silberglänzendem Schornstein trotz anfänglicher Standortprobleme und unbegründeten Einwendungen gegen die Ausschreibung buchstäblich aus der Erde.

Über fünf Kilometer neue Fernwärmeleitungen und durch 38 Nahwärme-Übertragungsstationen strömt aus dem modernsten Heizkraftwerk der Landeshauptstadt mollige Wärme in Fakultätsgebäude, Studentenwohnheime und Büros auf dem Campus am Uniplatz. Die Kühlwasserabwärme von vier riesigen, in Schallkabinen gekapselten, Dieselaggregaten, die fast vier Megawatt Elektroenergie in das Netz der Stadtwerke einspeisen - damit wird der Bedarf von rund 4 000 Haushalten gedeckt -, liefert die Heizenergie. Sollten die Außentemperaturen unter zehn Grad minus sinken, stehen zwei gasbeheizte Niederdruckheizkessel bereit, um die Raumtemperaturen zu sichern. Und sollte die Gaszufuhr für diese Kessel einmal unterbrochen sein, lagern in Tanks Vorräte an Heizöl, mit dem die beiden Kessel ersatzweise betrieben werden können.

Die GETEC hat mit dieser Kraft-Wärme-Kopplungsanlage höchstes ingenieurwissenschaftliches Wissen umgesetzt, ein Heizkraftwerk gebaut, das im Gegensatz zu Großkraftwerken mit gesonderter Wärme- oder Elektroenergieerzeugung die Umwelt in viel geringerem Maße belastet.

Schnelle Bearbeitung

Beeindruckt zeigte sich GETEC-Chef Dr. Gerhold von der zügigen, kompetenten und reibungslosen Bearbeitung der Genehmigungsverfahren durch Ämter und Behörden, die überhaupt erst eine so kurze Bauzeit möglich gemacht habe. Zugleich verwies er nicht ohne Stolz auf die Tatsache, große internationale Konzerne im Wettbewerb um den Neubau des Heizkraftwerkes aus dem Rennen geworfen zu haben.

Sicherlich war das Konzept der GETEC der Grund dafür. Der Wärme-Abgabepreis soll nahe dem des Gaspreises liegen. Keine einzige Mark brauchte das Land für den Neubau aus dem öffentlichen Haushalt zur Verfügung zu stellen, finanzierte die GETEC doch das Projekt mit fast zehn Millionen Mark selbst mit privatem Kapital, baute es mit Subunternehmen und betreibt es auch selbst. Ein 20-Jahres-Vertrag über die Lieferung der Fernwärme sichert dem Unternehmen die Rentabilität. In Fachkreisen bezeichnet man dieses Modell der Finanzierung öffentlicher Investitionen als "public private partnership". Berechnungen der Staatshochbauverwaltung hatten ergeben, daß ein Bau aus Steuergeldern teurer geworden wäre. Um 15 Prozent billiger soll die Fernwärme gegenüber einer entsprechenden Investition des Landes kommen. Angesichts leerer öffentlicher Kassen dürfte dieses Beispiel auch für andere Projekte Schule machen.

Dr. Gerhold ließ es sich bei der offiziellen Aufnahme des Dauerbetriebs des Kraftwerks nicht nehmen, den Mitarbeitern der Universität, an ihrer Spitze Detlef Göthe, Dezernent für Technik und Bauplanung, zu danken. Sie sorgten dafür, daß die vielen Schnittstellenprobleme mit der Universität unproblematisch und zügig gelöst werden konnten. Und so haben nicht nur die Studierenden die Möglichkeit, in diesem privaten Heizkraftwerk mit modernster Ingenieurtechnik zu lernen und zu forschen, auch die Magdeburger selbst können durch die riesigen Fenster dieser blitzsauberen Halle die Anlagen betrachten. Sobald die Gebäude der Max-Planck-Gesellschaft auf der gegenüberliegenden Straßenseite aufgebaut sind, werden sie auch Fernwärme aus dem neuen Heizkraftwerk beziehen können. Die Rohre wurden bereits verlegt, so daß die viel befahrene Straße nicht noch einmal aufgerissen werden muß.

Letzte Änderung: 13.06.1999 - Ansprechpartner: Webmaster