Auf den Spuren Dantes
Werk des italienischen Nationaldichters betrachtet
Die Jahrestagung der deutschen Dante-Gesellschaft fand Anfang Oktober 1999 unter der Schirmherrschaft des Rektors, Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann, an der Universität statt. Das war eine ungewöhnliche Tagung für unsere ingenieur- und naturwissenschaftlich orientierte Stadt.
Dem Magdeburger Altphilologen Wolfgang Hradsky und Dr. Julia Lichtenberg vom Institut für fremdsprachliche Philologien, die die Italianistik an der Universität vertritt, da kein Romanistik-Lehrstuhl besteht, verdankte die Tagung ihre perfekte Durchführung. Die Dante-Gesellschaft dankt auch dem Italienischen Generalkonsul in Leipzig, Dr. Manlio Giuffrida, und der Vorsitzenden der Deutsch-Italienischen Gesellschaft in Magdeburg, Mariagrazia Klein, für die Unterstützung.
Interpretationen
Fünf Vorträge bildeten den Kern der Beschäftigung mit Werk, Umfeld und Nachwirken des italienischen Nationaldichters und Gelehrten Dante Alighieri (1265 bis 1321). So interpretierte Dr. Otfried Lieberknecht (Berlin) in recht eigenwilliger Weise den 28. Infernogesang der "Göttlichen Komödie", einen Text, in dem die Zwietrachtstifter, unter ihnen Mohammed, zur ewigen Strafe verdammt sind. Prof. em. Dr. Karl Mauer (Bochum) verglich Dantes Erfahrung der Hölle mit entsprechenden Texten des Gründers des Jesuitenordens, Ignatius von Loyola, und des in Deutschland kaum bekannten japanischen Novellisten Ryunosuke Akutagawa (1892 bis 1927). Dr. Wolfgang Hradsky umriß in seinem Beitrag Das Fegefeuer vor und nach Dante: Zur Genese eines Dogmas den für ein rechtes Verstehen vom zweiten der drei Jenseitsreiche, dem Purgatorio, nötigen theologiegeschichtlichen Hintergrund. Der Schweizer Philosophiehistoriker, Dr. Ruedi Imbach, stellte Dante als Leser des (lateinisch übersetzten) Aristoteles dar; diese Rezeption schlägt sich besonders in Dantes philosophischen Schriften nieder.
Am zweiten Tag der Veranstaltung ging, nach der Begrüßung durch den Oberbürgermeister der Stadt Magdeburg, Dr. Willi Polte, Prof. Dr. Klaus Krüger (Greifswald) an Hand instruktiver Dias dem Verhältnis von Bild und Schrift im Trecento nach.
Satzungsgemäß gehören Lesung und Interpretation von einem der 100 Gesänge der "Divina Commedia" zum Programm einer jeden Jahrestagung. Hier wurde Purgatorio ausgewählt, der u.a. von der Einteilung des Purgatorio handelt. Infolge kranheitsbedingten Ausfalls der Referentin gab Prof. Dr. Bernhard König (Köln) die Interpretation zum deutschen Vortrag. Anschließend trug die junge Romanistin Dr. Valentina Pennacino (Genua/Trier) auf Italienisch vor, wie es seit Jahren Brauch ist. Nicht zuletzt gebührte dem "Duetto Giocondo" für die virtuose Interpretation italienischer Musik aus mehreren Jahrhunderten für Mandoline und Laute Dank und herzlicher Beifall.