Diagnostische Praxis

31.03.2000 -  

Die Rezension

Hans-Peter Langfeldt, Lothar Tent Pädagogisch-Psychologische Diagnostik; Band 2: Anwendungsbereiche und Praxisfelder 316 Seiten, 59 DM Hogrefe-Verlag; Göttingen, Bern, Toronto, Seattle 1999 ISBN 3-8017-0406-8

Für eine qualifizierte, am Erleben und Verhalten des Individuums orientierte pädagogische Tätigkeit sind zielgerichtete psychodiagnostische Aktivitäten unerläßlich. Die diagnostische Praxis steht im Vordergrund im rezensierten Buch. Ausgewählte Verfahren werden vorgestellt, Anwendungsfelder beschrieben und aktuelle Tendenzen in der pädagogisch-psychologischen Diagnostik - computergestützte Diagnostik und Evaluation in Schule und Hochschule - behandelt. Die Autoren stützen sich dabei auf zahlreiche Literaturquellen und sind bemüht, dem Leser das Verständnis durch Fallstudien und die Einbeziehung von Forschungsergebnissen zu erleichtern.

Fortbildung anregen

Mit diesem Buch ist beabsichtigt, insbesondere Studenten der Psychologie und der Pädagogik (Hauptstudium), die bereits einige psychologische Grundkenntnisse besitzen sollten, diagnostisches Fachwissen und Problembewußtsein zu vermitteln. Außerdem ist an Praktiker (Lehrer, Erzieher, Pädagogische Psychologen) gedacht, deren Fort- und Weiterbildung damit angeregt werden könnte. Obwohl Fragen von praktischer Relevanz vor allem dargestellt werden, geschieht das nicht auf Kosten des theoretischen Fundamentes, noch werden praktizistische Gebrauchsanweisungen mitgeteilt, vielmehr handelt es sich um eine Anleitung zum kritisch-konstruktiven Umgang mit pädagogisch-psychologischen Aufgabenstellungen.

Der Band ist in fünf Teile, die jeweils eine Zusammenfassung und Literaturempfehlungen enthalten, gegliedert. Zunächst werden die Grundlagen und der Ablauf diagnostischen Handelns - Funktion und Nutzen, Charakterisierung der diagnostischen Situation, diagnostischer Prozeß - erörtert. Bemerkenswert sind hier die Richtlinien für das Abfassen von Beurteilungen, deren Umsetzung durch Auszüge aus Mustergutachten veranschaulicht wird. Danach erfolgen Hinweise zu den Informationsquellen, die der pädagogisch-psychologischen Diagnostik zur Verfügung stehen. Leider werden einige Methoden, die in der pädagogischen Praxis bedeutsam sind (Analyse von Tätigkeitsergebnissen) gar nicht oder nur unzureichend berücksichtigt (sozialpsychologische Instrumentarien).

Kritisch hinterfragt und als unzureichend bewertet wird im weiteren die Diagnostik bei Schullaufbahnentscheidungen: Einschulung, Umschulung in die Sonderschule für Lernbehinderte, Übertritt in die Sekundarschule I, Hochschulzugang, Berufsberatung und Personalauswahl. Eine Verbesserung der Situation kann hier wahrscheinlich durch eine intensivere Einzelfallberatung erreicht werden. Die Notwendigkeit, Diagnostik, Präventation und Intervention in wechselseitiger Beziehung zu betrachten, wird insbesondere im Hinblick auf individuelle Problemlagen - Hochbegabung, Lern- und Verhaltensstörungen - nachgewiesen.

Aspektreicher Einblick

Abschließend erfolgt die Diskussion aktueller Entwicklungen und Perspektiven in der pädagogisch-psychologischen Diagnostik. Zugestimmt werden kann der an dieser Stelle erhobenen Forderung, die Forschung stärker an den Bedürfnissen der pädagogisch-psychologischen Praxis auszurichten.

Fazit: Das Buch vermittelt einen aspektreichen und differentzierten Einblick in den aktuellen Entwicklungsstand und die Leistungsfähigkeit der pädagogisch-psychologischen Diagnostik. Studenten kann es als vorlesungsbegleitende Lektüre und Leitfaden zur Prüfungsvorbereitung empfohlen werden.

Letzte Änderung: 31.03.2000 - Ansprechpartner: Webmaster