Qualen lassen sich lindern
Forum zum Thema Schmerzen
"So möchte ich nicht mehr leben!" sagte eine Besucherin resigniert auf dem Gesundheitsforum Ende Januar 2000 in Stendal zum Thema Schmerzen, zu dem die "Volksstimme" und die AOK Sachsen-Anhalt eingeladen hatten.
So wie dieser Frau geht es vielen anderen Betroffenen in Deutschland. Nach Schätzungen leiden in Sachsen-Anhalt etwa 168000 Menschen an chronischen Schmerzen, bundesweit sind es zwischen fünf und sieben Millionen. Am häufigsten treten Kopfschmerzen auf, gefolgt von Rücken- und Gelenkschmerzen. Rund zehn bis zwölf Prozent dieser "chronischen" Schmerzpatienten gelten als Problemfälle.
Odyssee der Patienten
Mehr als 350 Besucher kamen ins Theater der Altmark, um sich bei den eingeladenen Experten Dr. Inge Beau, Oberärztin der Universitätsklinik für Anaesthesiologie und Intensivtherapie Magdeburg und Leiterin der Schmerzambulanz der Klinik, sowie Dr. Wolfgang Bartel, niedergelassener Schmerztherapeut aus Halberstadt, zu informieren und Rat zu holen. Bei den Fragen aus dem Publikum wurde deutlich, dass Patienten häufig über Jahre hinweg eine Odyssee durch verschiedene Arztpraxen durchlaufen, um dann als nicht therapierbar oder therapieresistent eingestuft zu werden, obwohl moderne Konzepte der Schmerztherapie diese Qualen zumindest lindern könnten. Hinzu kommt die Tatsache, dass es derzeit in Sachsen-Anhalt nur 20 Schmerztherapeuten gibt. "Dieser Zahl steht ein Bedarf von mindestens 200 gegenüber", schätzte Dr. Beau ein. Ursachen dafür sieht sie darin, dass Schmerzen erst seit etwa 20 Jahren als eigenständiges Krankheitsbild gewertet werden. Erschwerend käme die Tatsache hinzu, dass "Schmerztherapie" noch nicht auf dem Pflichtlehrplan der Medizinstudenten an allen Universitäten stehe und auch nicht in der Facharztausbildung gelehrt wird. "Chronische Schmerztherapie ist eine interdisziplinäre Aufgabe", hob die Ärztin hervor.
Zusammenarbeit notwendig
"Wir behandeln Patienten mit chronischen Schmerzen unterschiedlichster Ursache, zum Beispiel bei Krebserkrankungen, bei degenerativen Erkrankungen und auch bei funktionellen Störungen, deren Ursachen nicht immer eindeutig sind. Chronische Schmerztherapie bedeutet deshalb: Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen in der Medizin zur Klärung der Schmerzursachen und Planung der Therapie", berichtete Dr. Inge Beau, die die Schmerztherapiekommission bei der Ärzte-Kammer Sachsen-Anhalt leitet. Bestandteile des jeweils individuell aufgebauten Behandlungskonzeptes seien Medikamente und physikalische Medizin, wie Krankengymnastik, Wärme-/Kältetherapie, Massagen, aber auch alternative Methoden, wie Akupunktur, Manual-Therapie, TENS oder Entspannungstraining werden zusätzlich eingesetzt. Um Schmerzen jedoch erfolgreich lindern zu können, sei es immer notwendig, dass der Patient bereit sei, sich an diesen Maßnahmen aktiv zu beteiligen, betonte die erfahrene Ärztin.