Diagnosen auf dem Datenhighway übermitteln
Teledermatologie in Sachsen-Anhalt
Im Rahmen der Landesinitiative Multimedia@LSA, einer Initiative des Landes Sachsen-Anhalt und der Deutschen Telekom AG, wird ein teledermatologisches Projekt in Sachsen-Anhalt unterstützt. Dabei wird zwischen zwei dermatologischen Praxen Sachsen-Anhalts und der Universitätshautklinik Magdeburg eine ISDN-basierte Telematikapplikation eingerichtet, die sowohl Standbild- als auch Bewegtbildübertragung unterstützt. Diese ist an eine Netzwerksoftware für digitale Krankendokumentation gekoppelt, in der die Befunde gespeichert und von autorisierten Netzteilnehmern abgerufen werden können. Die begleitende Projektevaluation schließt technische Erfordernisse, Datenschutz- und Datensicherheitsaspekte sowie gesundheitsökonomische Aspekte ein.
Technische Realisierung
Aufgrund der zunehmenden Komplexität und Spezialisierung im Gesundheitswesen bei gleichzeitig erforderlicher Kostenreduktion wird im Einsatz von Telematikanwendungen eine Lösungsmöglichkeit für die Aufrechterhaltung einer effizienten und effektiven Krankenversorgung und der internationalen Konkurrenzfähigkeit gesehen.
Derzeit werden teledermatologische Anwendungen hinsichtlich ihrer technischen Erfordernisse, Praktikabilität, Akzeptanz bei den Patienten und Validität der diagnostischen Sicherheit bei der Übertragung des klinischen Bildes sowohl im Standbild wie im Bewegtbild untersucht. Des weiteren wird insbesondere die Frage der Datensicherheit überprüft. Dabei zeigten bisherige Untersuchungen, daß eine diagnostische Sicherheit von 83 bis 87 % bei digitaler Befundübertragung erreicht werden kann, in Abhängigkeit von der verwendeten technischen Ausstattung. Auch bezüglich der Patientenzufriedenheit zeigten sich in einer Studie aus Nordirland 85 % der 292 untersuchten Patienten zufrieden mit der Anwendung eines teledermatologischen Dienstes und gaben als überragenden Vorteil die Zeitersparnis an. In weiteren Untersuchungen konnte die gute Praktikabilität teledermatologischer Einrichtungen demonstriert werden.
Wenig untersucht wurde bisher die Abhängigkeit der Bildqualität von der Datenübertragungsgeschwindigkeit, insbesondere im Echtzeitverfahren und es liegen bisher keine Aussagen über die gesundheitsökonomischen Aspekte teledermatologischer Anwendungen vor.
Nach der Festlegung der technischen Erfordernisse unter besonderer Beachtung wirtschaftlicher Aspekte erfolgte zunächst die telematische Anbindung ausgewählter Praxen an die Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie in Magdeburg. Dieses Telematiknetz wurde an ein multimediales Krankendokumentationssystem gekoppelt, in dem die Befunde der Patienten verwaltet werden. Um die Sicherheitsbestimmungen zu wahren, erfolgt die Datenübertragung zentral innerhalb des Campusnetzes, ohne den "Firewall", den Schutzwall, zu umgehen. Dazu war die Einrichtung eines zentralen ISDN-Gatewayrouters sowie eines Servers zur Datenfernübertragung (DFÜ) für die Übermittlung der Audio- und Videosignale sowie der Bilddaten erforderlich. Gleichzeitig wurde hiermit auch für andere Kliniken die Möglichkeit der sicheren Telematiknutzung mit externen Partnern geschaffen. Anhand mehrerer Testläufe wurde insbesondere die Bildübertragungsgeschwindigkeit optimiert, was die Einrichtung des DFÜ-Servers mit sich brachte. Neben dem klinischen Bild des Patienten, das sowohl im Rahmen einer teledermatologischen Sprechstunde im Echtzeitverfahren vorgestellt als auch als Standbild versandt werden kann, sind verschiedene diagnostische Verfahren angeschlossen. Dazu zählen die digitale Auflichtmikroskopie, die Sonographie und die Histologie. Das System wurde erfolgreich auf der Medica '99 im Rahmen des Anwenderforums MedicaMedia mittels einer Live-Befundübertragung von Magdeburg nach Düsseldorf präsentiert.
Begleitend erfolgt die Evaluierung des Projektes sowohl in Bezug auf die diagnostische Sicherheit als auch in Bezug auf die gesundheitsökonomische Berechtigung. Die ökonomische Evaluierung erfolgt durch Prof. Dr. Stefan Felder vom Institut für Sozialmedizin. Einen Schwerpunkt stellen dabei die Neoplasien der Haut dar.
Es soll insbesondere geprüft werden, ob die Einrichtung des Telematikdienstes individuelle Vorteile für den Patienten bringt. Dies kann u.a. erreicht werden durch die Förderung der Früherkennung von Hauttumoren durch eine umgehende Expertenkonsultation oder durch die Verbesserung der Qualität diagnostischer Maßnahmen bei Hauttumoren und deren Vorläufer durch die Einrichtung einer exakten Befunddokumentation im zeitlichen Ablauf. Ebenso kann eine erhöhte Qualität diagnostischer Aussagen erreicht werden, weil die Befundbeurteilung mehrerer Experten sowie die Zeitersparnis zwischen Stellung einer Diagnose und Einleitung der adäquaten Therapie ermöglicht wird.
Unter gesundheitswirtschaftlichem Aspekt betrachtet, soll das Projekt Teledermatologie u.a. zu einer Minimierung des bürokratisch-administrativen Aufwandes bei der Patientenbetreuung und zur Reduzierung des Arbeitsaufwandes bei der Befundarchivierung führen.