Ruhe zur Literaturrecherche
Gast aus St. Petersburg
Er gehört zu den international führenden Vertretern der Angewandten Mathematik und Mechanik, der nichtlinearen Schwingungstheorie, der Maschinendynamik und der Schwingungstechnik, ist einer der Pioniere der Theorie der Schwingförderung, Mitentdecker des Effektes der Selbstsynchronisation von Unwuchtrotoren, den er als erster theoretisch begründet hat, Schöpfer einer "Vibrationsmechanik" und einer "Vibrorheologie", schrieb selbst vier Monographien sowie weitere als Mitautor, um nur einiges zu nennen. Fachleute auf dem Gebiet der Schwingungslehre wissen es längst, es handelt sich um Prof. Dr. Iliya I. Blekhman. Er ist bis Mitte Mai zu Gast bei Prof. Dr. Lutz Sperling vom Institut für Mechanik. Bescheiden meint der Gast aus St. Petersburg, das sei doch viel zu viel des Lobes.
Humboldt-Forschungspreis
In Würdigung seines Lebenswerks erhielt der russische Wissenschaftler einen Humboldt-Forschungspreis, der ihm einen einjährigen Forschungsaufenthalt in Deutschland ermöglicht. Eine erste Station führte ihn an die TU Chemnitz. Vorträge hielt Professor Blekhman bisher in Chemnitz, Illmenau, Hamburg und Potsdam. In Weimar besuchte er ein Industrieforschungsinstitut und knüpfte Kontakte zu jungen Wissenschaftlern.
Der Magdeburger Professor für Schwingungslehre und Technische Dynamik, Lutz Sperling, kennt die Arbeiten seines Gastes sehr genau. Bereits 1966 nutzte er für seine Promotion die Forschungserkenntnisse von Iliya Blekhman. Persönlich traf er ihn erstmals 1973. Nach einer langen Pause intensivierten sich die Kontakte Ende der 90er Jahre, und es kam zu gegenseitigen Besuchen. Professor Blekhman übernahm ein Gutachten für eine von Lutz Sperling betreute Dissertation. Der Promovend, Falk Merten, konnte sie Ende vergangenen Jahres erfolgreich verteidigen.
Bei seinen deutschen Gastgebern könne er unter ausgezeichneten Bedingungen arbeiten. Der Forschungspreis ermögliche ihm, einmal die Ruhe für seine Arbeit zu finden, die ihm als Leiter der Abteilung Grundlagenforschung des Instituts Mekhanobr oft fehle. Die Bibliotheken hier erlaubten ihm intensive Literaturrecherchen zu seinen Forschungsgebieten. Mit Blick auf die Natur, in der es unzählige Beispiele für Rhythmusangleichungen gibt, beschäftigt sich der Wissenschaftler mit Vibrationsmaschinen beispielsweise für die Zerkleinerung von Erz oder das Brechen von Bauschutt. Für die Schwingungserzeugung werden mehrere Unwuchtvibratoren genutzt. Vorher mussten sie mit Zahnrädern oder Wellen verbunden sein. Durch das Ausnutzen der Selbstsynchronisation können diese wegfallen. Es entsteht eine neue Klasse von Vibrationsmaschinen.
Unwahrscheinlich sei das Arbeitspensum, das der russische Wissenschaftler hier absolviere, meint Professor Sperling. Für die Zukunft wünschen sich Gast wie Gastgeber, dass junge Leute daran Interesse finden, die unzähligen noch offenen Fragen auf ihrem Forschungsgebiet zu lösen.