Sensibilisierung, Motivierung, Wissensvermittlung

31.05.2000 -  

Gesund arbeiten, lernen und leben - Menschen und Ressourcen mobilisieren (Teil 1) (Teil 2) (Teil 3)

logogshsGesundheitsförderung und Wohlbefinden an der Universität sind nur dann ein realistisches Ziel, wenn diese visionäre Idee eine Massenbasis im Denken und Fühlen und über diese Brücke im Handeln und Verhalten der Beschäftigten und Studierenden findet, wenn Gesundheit und Wohlbefinden ein wichtiger Aspekt in allen Entscheidungen und Vorgehensweisen zur Gestaltung von Strukturen, Prozessen und Bedingungen der Arbeit, des Lernens, des Aufenthaltes an der Universität wird.

Eine Basis dafür ist die Einsicht und Überzeugung, dass Gesundheit und Wohlbefinden sowohl wichtige humane Grundwerte sind und zugleich auch wesentliche unverzichtbare Voraussetzungen für Motivation, Leistungsfähigkeit, Kreativität, Belastbarkeit, Bewältigung zukunftsorientierter Anforderungen durch Menschen, Teams und Organisationsstrukturen.

Gesundheit ist das Leben im Schweigen der Organe. Lerich

Dazu kommt das notwendige Wissen und die Überzeugung, dass und wie man Gesundheit und Wohlbefinden - auch unter hohen und komplexen Anforderungs- und Belastungs-Konstellationen - real positiv beeinflussen kann.

Gesundheitsförderung im Alltagshandeln ist mit einigen psychologischen Hürden verbunden. So ist z. B. das subjektive Gesundheitsverständnis oft diffus und interindividuell sehr verschieden. Relativ oft ist Gesundheit mit negativen Assoziationen verknüpft wie Verzicht auf Lustvolles, Einschränkungen, Askese.

Einen gesunden Körper spürt man nicht. Adorno

Ein anderes Problem ist die sogenannte "subjektive Unscheinbarkeit von Gesundheit", wie dies auch in den Zitaten bzw. Spruchweisheiten zum Ausdruck kommt. Es entsteht somit die Situation, dass wir zwar permanent über unsere Gesundheit verfügen und sie benutzen, um zu arbeiten, zu lernen, die Freizeit zu gestalten ..., uns aber wenig gedanklich damit befassen, sie oft gar nicht bewusst wahrnehmen, solange nicht ernsthafte Erkrankungen oder Verletzungen bei uns oder in unserem nahen sozialen Bezugsfeld aufgetreten sind. Das ist in gewissem Sinne eine problematische Ausgangslage für ein gesundheitspräventives Verhalten.

Gesundheit schätzt man erst, wenn man krank wird. Deutsches Sprichwort

Daraus leitet sich zugleich eine erste grundlegende Aufgabe für das Projekt der Gesundheitsförderung an der Universität ab: die Sensibilisierung, Motivierung, Wissensvermittlung bezüglich der Thematik Gesundheit und Gesundheitsprävention (vorbeugende Gesundheitserhaltung), auch wenn man sich persönlich (noch) gesund fühlt und somit keinen akuten Leidensdruck verspürt.

Die Koordinierung des Projektablaufes erfolgt durch eine Projektlenkungsgruppe, die dem Arbeitskreis Gesundheitsförderung zugeordnet ist.

Wichtige Bausteine, Komponenten bzw. Teilvorhaben des Gesamtprojektes sind:

Durchführung umfassender Befragungen bei Beschäftigten unterschiedlicher Tätigkeitsbereiche und Studierenden unterschiedlicher Studiengänge (Fragebogen, Interviews). Inhalte der Befragung sind insbesondere

  • das persönliche Verständnis von Gesundheit und Krankheit und das Gesundheitserleben (Eigenzustand),
  • die Einschätzung zu Bedingungen/Faktoren an der Universität, die - positiven oder negativen - Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden haben,
  • persönliche Gesundheitsziele,
  • persönliche Bewältigungs-/Verhaltensstile (Umgang mit Belastungen und Problemen, Erholung ...),
  • Informiertheit über "Gesundheitsangebote" an der Universität,
  • Bedürfnisse und Wünsche nach erweiterten Möglichkeiten der Gesundheits- und Wohlbefindensförderung an der Universität.

Die Befragungen bilden eine wichtige Grundlage für die - zielgruppenspezifische - Ableitung von Schwerpunkten für das weitere Vorgehen der Gesundheitsförderung. Sie sind zugleich ein Mittel, "Gesundheit" bewusster zu machen und für "Gesunde Hochschulen" zu sensibilisieren.

Öffentlichkeitsarbeit "Gesunde Hochschulen"

  • Gestaltung einer regelmäßigen Rubrik "Ratgeber Gesundheit" in der Universitäts- und Hochschulzeitung
  • Aktionstage Gesundheit (z. B. im Foyer der Mensen), Entwicklung attraktiver "Produkte der Gesundheitsförderung" (Videos, Spiele, Poster ...)
  • regelmäßige (jahresweise) Erstellung eines gemeinsamen Angebotskataloges Universität/Fachhochschule Magdeburg "Gesundheitsförderung", gesundheitsrelevante Beratungen
  • Konzepterarbeitung, Aufbau und Erprobung eines medialen Auskunfts- und Informationssystems "Gesund arbeiten, lernen und leben"

Entwicklung und Erprobung spezieller Lehr- und Qualifizierungsangebote zu "Gesund Arbeiten, gesund lernen/studieren, gesund leben/sich erholen" für Mitarbeiter und Studierende, Streitgespräche zur Gesundheitsthematik (u.a. auch zur Vision von Nefiodow 1999: psycho-soziale Gesundheit als Basisinnovation der Zukunft), Workshops, Expertendiskussionen

Entwicklung, Erprobung, Durchführung und Evaluation spezieller Bausteine zur Gesundheitsförderung (z.B. Sport-/Bewegungsangebote, psychomentale Trainings, Bewältigungsstrategien für Problem- und Konfliktsituationen ...), auch gesundheitsorientierte Evaluation schon bestehender Angebote

Initiierung gesundheitswissenschaftlicher Arbeiten und Projekte (Belegarbeiten, Diplomarbeiten und Dissertationen) und eventuell Auslobung eines gemeinsamen Gesundheitspreises (Innovationspreis Gesundheit) in den Kategorien

  • Gesundheitsforschung
  • Gelebte Gesundheit (praktische Maßnahmen, Projekte der Gesundheitsförderung)

Gesundheits- und Verbesserungszirkel in ausgewählten Bereichen, partizipative Veränderung/Reorganisation unter Einbindung der Gesundheitsaspekte.

Entwicklung langfristig orientierter Gesundheitsnetzwerke (zwischen Hochschulen, Netzwerke mit Krankenkassen, Unfallkasse, ÖTV, Landesvereinigung für Gesundheit - LVG ...)

Entwicklung und Realisierung spezieller Teilvorhaben, wie

  • Entwicklung der Sicherheits- und Arbeitsschutzbeauftragen zu einem Netzwerk kompetenter Multiplikatoren der betrieblichen Gesundheitsförderung vor Ort
  • Entwicklung und Erprobung eines multimedialen rechnergestützten Informations- und Beratungssystems zur Gesundheitsförderung - SALUS (Wohlsein und Gesundheit in der Arbeit)
  • Implementierung einer ganzheitlichen gesundheitlichen Beratung
  • Gesundes Studium - Gesundheitsförderung für die Studierenden und durch Studierende
  • Sport und Gesundheit durch die Entwicklung eines Konzeptes und Angebotes vom Institut für Sportwissenschaft und dem Sportzentrum
  • Untersuchungen zur Entwicklung eines Früherkennungssystems von Gesundheitsgefährdungen bei psychischen Belastungen (Forschungsprojekt)
  • psychische Belastungen, Belastungsbewältigung und Belastungswirkungen - Hilfen zur Selbsteinschätzung und Bewältigung

In der nächsten Ausgabe des Uni-Reports gibt Ihnen ein weiterer Beitrag eine Übersicht über die Gesundheitsförderung an unserer Universität schon in Aktion.

Letzte Änderung: 31.05.2000 - Ansprechpartner: Webmaster