Trends in der Dermato-Pharmakologie und -Therapie
2. Magdeburger Dermatologie-Workshop
Nach dem 1. Magdeburger Experimentellen Dermatologie-Workshop im Dezember 1998 im Schloß Peseckendorf wurde der 2. Workshop Mitte April von der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie nun in der Weltkulturerbestadt Quedlinburg ausgerichtet.
Breites Themenspektrum
Im Mittelpunkt dieses Workshops standen neue experimentelle und klinische Daten zu Entwicklung und Trends in der Dermato-Pharmakologie und Dermatotherapie. 45 Experten aus der Dermatologie, Pharmakologie, Pharmazie, Mikrobiologie und Immunologie sowie aus den Entwicklungsetagen der Industrie nahmen daran teil. Die 30 Vorträge erstreckten sich über ein breites Themenspektrum zu aktuellen dermato-pharmakologischen Methoden, Modifikationen von Zellkultursystemen, immunologischen Ansätzen der Therapie der Psoriasis sowie Wundheilungsmechanismen einschließlich gentherapeutischer Ansätze.
Zwei einleitende Hauptvorträge betrafen die Entwicklung der MELK-Technologie (Multi-Epitop-Liganden-Kartierungs-Verfahren; Dr. Walter Schubert, Magdeburg) sowie die Cytochrom P450 Superfamilie (Prof. Hans F. Merk, Aachen). Im ersten Beitrag ging es um die molekulare Identifikationskarte auf der Oberfläche humaner Zellen, wodurch ein wesentlich effektiveres Screening nach molekularen Zielstrukturen zukünftiger therapeutischer Wirkstoffe bei entzündlichen und tumorösen Erkrankungen ermöglicht werden könnte. Im zweiten Vortrag wurde zur Detoxifizierung und zum Fremdstoffmetabolismus "in vivo" in der Haut sowie in "in vitro Zellsystemen" im Zusammenhang mit konstitutiven und induzierbaren CYP-Isoenzymen berichtet.
Aus der hiesigen Klinik wurden neben neuen Modellen und Meßmethoden für Lipide der Follikel und der Nägel, über die kutane Mikrodialyse, die Differential Display/RT-PCR zur Analyse der dermato-pharmakologischen Modulation der Genexpression sowie über einen neuen Assay zur Releasability der Sekretion zytotoxischer Granula aus T-Lymphozyten bei verschiedenen Erkrankungen (Allergien, Psoriasis, GvHD) und Beeinflussung durch Immunmodulatoren berichtet. Im weiteren wurde zur Arzneistoffpermeation in organotypischen Humanhautkonstrukten sowie zur Testung pharmakologischer Effekte am Flimmerepithel-Zellkulturmodell der Nasenschleimhaut vorgetragen und schließlich auch über eine kürzlich patentierte immortalisierte Sebozytenzellinie zur Agonisten-/Antagonistenuntersuchung auf molekularer Ebene bei endokrinologischen Fragestellungen diskutiert.
Interdisziplinäre Kooperation
Ebenfalls wurden verschiedene therapeutische Ansätze zielgerichtet auf unterschiedliche pathogenetische Schritte der Psoriasis besprochen, z.B. der mögliche Einsatz der Dipeptidylpeptidaseinhibitoren sowie Phase II-Studien mit Interleukin 10.
Kritisch wurde die kürzlich in der Presse vorgestellte Elektrotherapie ausgehend vom DKFZ Heidelberg hinterfragt. In der Sektion Wundheilung wurden insbesondere die teilweise überschätzten Einflüsse von Wachstumsfaktoren sowie die Wundbehandlung mittels kultivierter epidermaler und Haarmatrix-Keratinozyten besprochen. Wer das Gesamtspektrum der Wundbehandlung in konservativer sowie operativer Weise nicht versteht; wird mit der "One drop only" Wachstumsfaktor-Therapie nur Kosten, aber keine besonderen Erfolge erzielen. Besonderes Interesse fanden die Biochirurgie mit Lucilia serricata und die Einschleusung des PDGF-Gens in Keratinozyten, die dann auf frische Wunden transplantiert zur Matrixstimulation führen.
Auch dieser 2. Magdeburger Dermatologie Workshop war ein hervorragendes Beispiel für die Darstellung der eigenen Leistungen und die gute interdisziplinäre Kooperation zwischen klinischen und Grundlagenfächern betonten die Gastgeber Prof. Bernd Bonnekoh und Prof. Harald Gollnick nach Abschluß des Workshops. Die Atmosphäre hier in Quedlinburg hat zu dem außerordentlich guten Gelingen beigetragen.