Schicksalsschlag im Kreißsaal

31.05.2000 -  

Fortbildung für Hebammen

Regelmäßig seit 1993 findet einmal im Jahr eine gemeinsame Fortbildung des Landeshebammenverbandes Sachsen-Anhalt und der Magdeburger Universitätsfrauenklinik statt. Auch zum diesjährigen Treffen im April konnten die Veranstalter etwa 160 Teilnehmerinnen aus Sachsen-Anhalt und den angrenzenden Bundesländern im Hörsaal der Uni-Frauenklinik begrüßen.

Nicht allein lassen

"Geburt und Tod im Kreißsaal" war das Thema eines Vortrages im Rahmen dieser Veranstaltung. Die Säuglingssterblichkeit konnte in den vergangenen Jahrzehnten enorm gesenkt werden und beträgt heutzutage etwa fünf Promille. Für die betroffenen Familien ist der Verlust eines Neugeborenen jedoch ein Schicksalsschlag, der gar nicht oder nur schwerlich zu verarbeiten ist. Man muss sich von dem toten Kind verabschieden, ohne es je kennengelernt zu haben. Die Freude auf die gemeinsame Zukunft mit dem Baby ist ausgeträumt und einem Gefühl des unendlichen Schmerzes gewichen.

Auch Geburtsschäden und Behinderungen ihres Neugeborenen zu ertragen, fällt Müttern unbeschreiblich schwer. Häufig kommt es bei den Frauen zu Schuldgefühlen und zum Selbstzweifel. "Je besser die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten in der Geburtshilfe geworden sind, desto höher sind die Erwartungen geworden, ein gesundes Kind zu bekommen", weiss Professor Wolfgang Weise, Direktor der Uni-Frauenklinik, aus seiner langjährigen klinischen Erfahrung. "Ähnlich verhält es sich bei Fehl- und Frühgeburten, aber auch der modernen Medizin sind nach wie vor Grenzen gesetzt." Wichtig sei es, so der Experte, die Frauen und ihre Familien in diesen Situationen nicht allein zu lassen und über den Verlust hinwegzuhelfen. Neben Vorträgen von Ärzten und Hebammen zu diesem Themenkreis, berichtete auch die Mutter eines frühgeborenen behinderten Sohnes über ihre Erfahrungen während der Schwangerschaft, der Geburt und die Entwicklung ihres Kindes.

Große Resonanz fanden auch die weiteren Themen "Zahnärztliche Vorsorge bei Schwangeren" und "Psychosomatische Ursachen der Frühgeburt", kommt doch in der Hektik der heutigen Zeit die Vorsorge in vielen Fällen zu kurz. Des Weiteren stand die Bedeutung der Geburtshilfe in gesamtgesellschaftlicher Perspektive auf dem Vortragsprogramm der diesjährigen Fortbildungsveranstaltung.

Letzte Änderung: 31.05.2000 - Ansprechpartner: Webmaster