Verständnis bei Lehrenden
Umsetzung des Nachteilsausgleichs oft schwierig
Künftige Studienbewerber, Studierende, Mitarbeiter des Deutschen Studentenwerks (DSW) aus Bonn und Magdeburg, ein Fachberater des Berufsinformationszentrums beim Arbeitsamt Magdeburg und der Behindertenbeauftragte des Senats diskutierten Mitte April auf einem Seminar über Probleme Behinderter während eines Studiums. Eingeladen hatte die Beratungsstelle für behinderte Studienbewerber und Studenten Bonn des DSW dazu Studierende und Studienbewerber aus den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Studentinnen der Fachhochschule Magdeburg übernahmen den anspruchsvollen Part des simultanen Gebärdensprachdolmetschens.
Diskrepanzen existieren
Ursula Jonas von der Beratungsstelle in Bonn zeigte aus den langjährigen Erfahrungen der Beratungsstelle besonders wichtige Problemfelder auf, wie Zugang zum Studium in zugangsbeschränkten Studiengängen, spezielle Anforderungen beim studentischen Wohnen, Finanzierung des behinderungsbedingten Mehrbedarfs, technische Hilfsmittel, Stipendien und allgemeine Unterstützungsmöglichkeiten durch das DSW, die Beauftragten der Universitäten und die Interessenvertretungen der Studierenden. Dass zwischen Theorie und Praxis, sprich den Intentionen des Gesetzgebers zur Sicherung eines Nachteilsausgleichs und ihrer praktischen Realisierung, oft erhebliche Diskrepanzen existieren, zeigte die äußerst lebhafte Diskussion.
Frustrierend für die Betroffenen ist oftmals der Kampf um die Finanzierung des behinderungsbedingten Mehrbedarfs nach dem Bundessozialhilfegesetz, da wegen des Nachrangigkeitsgrundsatzes der Leistungserbringung Krankenkassen und Sozialhilfeträger sich häufig gegenseitig die Verantwortlichkeit zuschieben - sehr zum Nachteil der Leistungsberechtigten. Auch erweist sich die Sicherung von Assistenzen, z.B. Vorleser für Blinde, Erstellung von Mitschriften usw., mitunter als problematisch. Studierende aus Leipzig und Erfurt, die bereits zahlreiche Erfahrungen sammeln konnten, wiesen zudem auf die große Bedeutung des von ihnen aktiv gestalteten Kontaktes zu den Professoren und Seminar- oder Praktikumsleitern hin. Erfreulich war es, zu hören, dass sie hier fast durchweg Verständnis für ihre Probleme und aktive Unterstützung durch die Lehrenden finden. Sie empfehlen allen Betroffenen, sich zur Sicherung entsprechender Unterstützung möglichst frühzeitig an die Lehrenden zu wenden.
Sanierung oft schwierig
Welche Probleme sich für Mobilitätsbehinderte, insbesondere Rollstuhlfahrer, ergeben können, wurde am Beispiel unserer Universität deutlich. Während das barrierefreie Bauen bei Neubauten umgesetzt wird, gibt es nach wie vor Schwierigkeiten bei der Sanierung von Altbauten, da der erforderliche Mehraufwand aus den ohnehin knappen Haushaltsmitteln bestritten werden muss. So wurden in der seit längerem laufenden Sanierungsphase im Gebäude 50 der Hörsaal III vorbildlich modernisiert und die Sanitäranlagen rollstuhlgerecht ausgebaut. Die Schaffung des rollstuhlgerechten Zugangs zum Gebäude steht jedoch noch bevor. Auch Bemühungen um eine Kofinanzierung gemeinsam mit der Stadt, die an der überregionalen Wirkung dieses "Schaufensters" durchaus partizipiert (z.B. SPIEGEL-Forum), erwiesen sich nicht als erfolgreich.
Als Fazit der Veranstaltung darf festgehalten werden, daß insbesondere auch die Studieninteressierten, die aufmerksam den Vorträgen und der Diskussion folgten, viele nützliche Tipps erhielten, wie auch unter Bedingungen gesundheitlicher Beschränkungen ein Universitätsstudium erfolgreich gestaltet werden kann.