Von einer Exkursion in die Hauptstadt
Parlamentarismus live, Geschichte pur und noch viel mehr
Am Dienstag, dem 27. Juni 2000, stürzte sich die Seminargruppe "Parlamentarismus" von Prof. Dr. Wolfgang Renzsch, Institut für Politikwissenschaft, in ein für sie finanziell unabhängiges Forschungsfeld und durchlebte bis Donnerstag, 29. Juni 2000, empirisch wertvolle Stunden in Berlin.
Die Hauptstadt war eine grüne Stadt - voller Hoffnung, eine "global city" zu werden und voller Wolkenbrüche. Wir bezogen Quartier in JugendKulturZentrum Pumpe in Berlin-Tiergarten. Gleich am ersten Tag besichtigten wir, unter sachkundiger Führung von Professor Renzsch, den Potsdamer Platz und bewunderten die uns gebotenen Perspektiven. Nach einem ersten Streifzug durch die Stadt entschlossen sich einige von uns zu einer nächtlichen Kneipentour, während andere in der "Pumpe" Büchsenbier auspumpten. In Zeiten der Abwesenheit Professor Renzschs übernahm Marco Langhammer die Verantwortung für uns. Als selbsternannter Reiseleiter gab er acht, dass sich niemand allein von der Gruppe entfernte, damit wir geschlossen auftraten.
Am Mittwochvormittag besuchten wir das Willy-Brand-Haus in Berlin-Kreuzberg. Wir bewunderten Rainer Fettings Willy-Brand-Skulptur im Atrium und Pit Krokes Geschichtswand. Bei Kaffee, Saft oder Wasser widmeten wir unsere ganze Aufmerksamkeit einem Videofilm über die SPD. Zum Mittagessen setzte man uns an die frische Luft. Franz Müntefering wünschte uns einen guten Appetit, Egon Bahr kam uns entgegen und - lief an uns vorbei. Wir aßen zügig. Vor uns lag der Deutsche Dom am Gendarmenmarkt. Wir wurden bereits erwartet. Aufmerksam verfolgten wir die reichhaltige wie auch vielfältige Darstellung der einzigartigen deutschen Geschichte.
Die Parlamentsdebatte
Am Donnerstag beehrten wir schließlich den Deutschen Bundestag. An diesem Morgen kamen wir zum ersten Mal zu spät. Tony Blair hatte seinen Besuch angekündigt und der Verkehr war dicht. Nach einer ersten Besichtigung des Reichstages verfolgten wir die Parlamentsdebatte um Energiepolitik und den Atomausstieg. Der Untersuchungsausschuss und die Anhörung Helmut Kohls blieben uns leider erspart. Gabriele Schnurenberger geleitete uns zum Mittagessen in das ARD-Hauptstadtstudio "Die Eins". In der "Schwangeren Auster" kamen wir mit Vertretern von CDU/CSU, FDP, Bündnis 90/Die Grünen und SPD über wirtschaftspolitische Aspekte in den neuen Ländern ins Gespräch. Ist Windkraft ein tragbarer Energielieferant im deutschen Binnenland? Wozu in den Abbau der schwindenden Braunkohle investieren? Was ist eigentlich aus den Grünen geworden? Dies waren einige Fragen an die verschiedenen Vertreter, für die jeweils eine halbe Stunde eingeplant worden war. Aus zeitlichen Gründen mussten wir dem Vertreter der PDS absagen. Dr. Uwe Küster (SPD), der sich uns in der vorangegangenen Woche im Parlamentsseminar bereits vorgestellt hatte, hinterließ nach Auffassung aller den kompetentesten Eindruck. Wir bedankten uns mit klatschendem Beifall.
Und schon war es an der Zeit, die Heimreise anzutreten. Dabei schien es, als wären wir gerade in Berlin angekommen! Erika führte uns kompetent durch den Untergrund und Marco war froh, die Verantwortung endlich wieder los zu sein. Wir dankten Professor Wolfgang Renzsch für die Organisation dieser Exkursion.