Im Gespräch mit der Kirche sein
Evangelischer Hochschulbeirat in Magdeburg gegründet
Ein Evangelischer Hochschulbeirat Magdeburg konstituierte sich im Juni 2000. Kontakte zwischen Hochschulen und Kirche seien nichts Ungewöhnliches, formulierte Axel Noack, Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen. Per Staatsvertrag würden sie an Hochschulstandorten mit theologischen Fakultäten geregelt. In Magdeburg hingegen wurde aufgrund des Fehlens einer derartigen Fakultät der etwas außergewöhnliche Schritt zu einem Hochschulbeirat getan. Ihm gehören Vertreter der beiden Hochschuleinrichtungen der Stadt sowie die Studentenpfarrerin und Vertrauensstudenten der Evangelischen Studentengemeinde Magdeburg an. Zum Evangelischen Hochschulbeauftragten und Geschäftsführer des Hochschulbeirates wurde Prof. Dr. Harald Schultze ernannt.
Der Hochschulbeirat möchte die Verbindungen zwischen der Magdeburger Universität, der Fachhochschule und der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen fördern. Viele Hochschullehrer, Mitarbeiter und Studierende suchen zu Fragen der Verantwortung wissenschaftlicher Arbeit, zum Engagement für die politischen und sozialen Aufgaben in unserer Gesellschaft und zu Fragen nach dem Selbstverständnis der Menschen in unserer Zeit das Gespräch mit der Kirche. Der Hochschulbeirat wird sich darum bemühen, Gesprächsforen anzubieten, Informationen zu vermitteln und geeignete Projekte zu unterstützen. Zwischen Lehrenden und Studierenden könne somit eine lebendige Partnerschaft gepflegt werden, unterstrich Geschäftsführer Schultze. Wo immer auch Kontakt zur Kirche gesucht wird, versteht sich der Hochschulbeirat als Ansprechpartner. Die ökumenische Partnerschaft mit der Katholischen Kirche gehört ebenso zu seinen Aufgaben wie der unmittelbare Kontakt zur Evangelischen Studentengemeinde.
Dass der Protestantismus bereits sehr früh die Universitätslandschaft in Deutschland beeinflusst hat, zeigte der Hallenser Theologe, Prof. Dr. Klaus Tanner, in seinem Vortrag Bildung und Protestantismus im Anschluss an die Konstituierung auf. Er erinnerte u.a. an die Universitätsgründung in Berlin sowie das Bildungsbürgertum im 19. Jahrhundert und machte darauf aufmerksam, dass die Wirkungskraft des Protestantismus damals nicht von den Theologen, sondern von einer breiten Basis zumeist wissenschaftlich arbeitender Menschen ausging. Diese Breite wieder zu erlangen, dazu könne der Hochschulbeirat beitragen. Der Begriff der Bildung selbst sei aufs Engste mit der Religion verbunden. Bildung müsse stets unter Mühen erarbeitet werden, sei nicht naturgegeben, sondern immer wieder eine "geistige Geburt". Tanner charakterisierte Bildung als Selbstverantwortung und Autonomie eines jeden Einzelnen und kennzeichnete sie als ein politisch äußerst sensibles Gut. Die Diskussionen um Bildung spitzten sich in Zeiten politischer Umbrüche, wie beispielsweise die europäische Integration oder die Ereignisse im Herbst 89, zu. In diesen Diskussionen könne der Beirat der Kirche mit kompetentem Fachwissen zur Seite stehen.