Plastische Chirurgen tagten
Brustfehlbildungen, künstliche Nerven, Qualitätssicherung
Zur gemeinsamen Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen und der Deutschen Gesellschaft Plastisch-Ästhetischer Chirurgen trafen sich Mitte September 2000 mehr als 450 Fachärzte aus über 15 Staaten in Magdeburg. Das inhaltliche Themenspektrum erstreckte sich von der Gesichtschirurgie und der operativen Behandlung von Brustfehlbildungen, über neueste Forschungsergebnisse zum Einsatz künstlicher Nerven bis hin zur Frage nach der Qualitätssicherung.
Immer mehr Eingriffe
Jahr für Jahr steigt die Zahl der plastisch-ästhetischen Operationen in Deutschland um etwa zehn Prozent. Voraussichtlich 400 000 Eingriffe werden in diesem Jahr erwartet. "In der Mehrheit handelt es sich um Fälle der rekonstruktiven Chirurgie, etwa nach Brandverletzungen, Unfällen oder Tumorentfernungen", so Tagungspräsident Professor Wolfgang Schneider, Direktor der Klinik für Plastische-, Wiederherstellungs- und Handchirurgie am Universitätsklinikum. Ein Beispiel dafür sind Brustamputationen, die bei etwa einem Drittel der am Mammakarzinom erkrankten Frauen notwendig sind. Für die Rekonstruktion kommen neben körpereigenem Gewebe meist Silikonkissen zum Einsatz, die mit Kochsalzlösung, Hydrogel oder mit Silikongel gefüllt sind. Sojaöl wird seit einem Jahr aufgrund des Nachweises toxischer Abbauprodukte nicht mehr als Füllung verwendet. Die Beseitigung von Fehlbildungen und Asymmetrien der Brust, z.B. durch hormonale Ursachen, fällt ebenfalls in das Gebiet der plastischen Chirurgen.
Das Thema Bioengineering war ein weiterer wichtiger Tagungsschwerpunkt. Biologische Herstellung von Haut ist bereits ebenso möglich wie die Züchtung von Knorpel- und Knochengewebe. An Muskel- und Nerventransplantaten wird derzeit in Zusammenarbeit mit dem Institut für Medizinische Neurobiologie intensiv geforscht.
Transplantate aus dem Labor
Ein wichtiger Antrieb für diese Entwicklungen ist die begrenzte Reparaturfähigkeit des menschlichen Körpers. Bislang waren die Mediziner meist auf "Ersatzteile" aus dem Körper des Patienten angewiesen, um beispielsweise große Brandwunden zu behandeln. Dafür mussten sie den Körper an anderen Stellen verletzen, um Transplantate zu gewinnen. Bei dem im Labor gezüchteten Gewebe aus Zellen, die Patienten entnommen wurden, gibt es diese Probleme dagegen nicht. Ähnlich wie künstliche Haut lässt sich mit Hilfe bestimmter Wachstumsfaktoren auch Knochengewebe aufbauen. Ziel der aktuellen Forschung ist es, die Bedingungen zu finden, unter denen Nerven für verletzte Gliedmaßen optimal nachwachsen.