Viel Spaß und ernsthafte Forschungsarbeit
Junge Frauen schnupperten in Ingenieur- und Naturwissenschaften hinein
Die Entscheidung "was studiere ich" fällt gerade Abiturientinnen oft nicht leicht und will gut überlegt sein. Das Kultusministerium und das Ministerium für Arbeit, Frauen, Gesundheit und Soziales Sachsen-Anhalts starteten gemeinsam mit den Unis und Hochschulen im Land zu Beginn des Sommers eine Initiative zur Förderung von Frauen in technischen und naturwissenschaftlichen Studienfächern.
25 Abiturientinnen wurden während eines dreimonatigen Praktikums an unserer Universität von den Fakultäten Naturwissenschaften, Informatik, Maschinenbau sowie Verfahrens- und Systemtechnik betreut. Die Arbeit an projektbezogenen Aufgaben auf natur- und ingenieurwissenschaftlichen Gebieten sollte helfen, die Entscheidungsfindung für ein Studium in diesen Bereichen zu erleichtern und die Schwellenangst bei den Mädchen abzubauen. Diese haben oft diffuse Vorstellung von Technik, da an den Schulen kein Unterrichtsfach spezielles Wissen dazu vermittelt. Das Praktikum sollte zeigen, dass Ingenieur- und Naturwissenschaften richtig spannend sein können. 13 Praktikantinnen schlossen sich dieser Meinung an und begannen Anfang Oktober ein Studium an unserer Universität. Rektor Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann bestärkt sie in ihrer Wahl, das attraktive Studienangebot unserer Universität zu nutzten und kann auf ausgezeichnete berufliche Chancen nach einem ingenieurtechnisch oder naturwissenschaftlich orientierten Studienabschluss verweisen.
Die jungen Frauen schnupperten während ihres Praktikums in das studentische Leben auf dem Campus hinein, konnten sich über Studienmöglichkeiten im Ausland informieren und über ihre Studienplanung sprechen. Vor allem aber konnten sie an projektbezogenen Forschungsaufgaben mitarbeiten. "Es war sehr sinnvoll, dass dieses Praktikum über einen längeren Zeitraum ging, denn so konnten die Praktikantinnen nach einer Einarbeitung selbstständig wissenschaftlich arbeiten", schätzt Niklas Manz, Doktorand in der Biophysik, ein. Er betreute u.a. Anika Strich, die computergestützte Untersuchungen von enzymatischen Reaktionen mit entsprechender Bildauswertung durchführte. Teilweise flossen ihre Messergebnisse in die Promotionsarbeit und in eine Präsentation von Forschungsergebnissen der Magdeburger Biophysiker auf einer Tagung in Bosten ein. Dieses Praktikum habe irre viel Spaß gemacht und ihren Entschluss, Biologie zu studieren gefestigt, so Anika Strich.
Ministerbesuch
Auch Kerstin Reinemann sah sich durch ihr Praktikum an der Fakultät für Informatik darin bestärkt, sich für ein Studium der Computervisualistik zu entscheiden. Nach Abschluss der drei Monate konnte sie Frauenministerin Dr. Gerlinde Kuppe und Kultusminister Dr. Gerd Harms stolz eine Homepage und ein selbst programmiertes Roboterfahrzeug präsentieren. Die beiden Minister informierten sich Ende September 2000 an der Universität über die Erfahrungen der Praktikantinnen und deren Betreuer. Dr. Harms bekräftigte, dass dieses Projekt dazu beitragen könne, mehr Studentinnen für Fächer zu gewinnen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind und auch die Studienabbrecherquote zu senken. Wichtig sei es vor allem, wies Dr. Kuppe hin, künftig stärker noch die unentschlossenen Abiturientinnen für technische Studiengänge zu gewinnen. Die Praktikantinnen brachten bereits alle ein gewisses Interesse an Technik und Naturwissenschaft mit.
An diesem mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanzierten und in Zusammenarbeit mit der Deutschen Angestelltenakademie konzipierten Projekt waren insgesamt sechs Hochschulen des Landes beteiligt. Es soll bis zum Jahr 2006 fortgeführt werden. Für diese erste Runde war wenig Zeit zur Vorbereitung. Der Projektkoordinatorin an unserer Universität, Dr. Rosemarie Behnert, und Simone Siebrecht wurde im Vorfeld und während des Praktikums viel abverlangt. Enormes haben aber auch alle Betreuer und Beteiligte in den Fakultäten vollbracht. Ihnen allen dankt Prof. Dr. Karl-Heinrich Grote, dem als damaliger Prorektor für Studium und Lehre an unserer Universität die Verantwortung für dieses Projekt oblag.