Impulsgeber für Hochschulreformen
Symposium zu zehn Jahren Hochschulbildungspolitik in den neuen Ländern
Die zurückliegenden zehn Jahre Hochschulentwicklung in Sachsen-Anhalt - eine Erfolgsbilanz. Das war das Fazit eines bildungspolitischen Symposiums zu diesem Thema Anfang November 2000, zu dem die Lehrstühle Allgemeine Pädagogik, Prof. Dr. Winfried Marotzki, und Makrosoziologie, Prof. Dr. Eckhard Dittrich, Vertreter aus Hochschulen, Ministerien, Landtag und wissenschaftlichen Einrichtungen eingeladen hatten. Die ostdeutschen Hochschulen entwickelten sich zunehmend zum Motor für die bundesdeutsche Bildungspolitik. Von ihnen gingen wichtige Impulse für die Hochschulreform in ganz Deutschland aus. Zu dieser Einschätzung kamen die Experten nach der Analyse der Hochschulneustrukturierung im Osten.
Hohes Maß an Motivation
Rektor Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann erinnerte an das geradezu atemberaubende Tempo der Umstrukturierung in den ersten Jahren nach der politischen Wende. Der Aufbau der Hochschulen in Ostdeutschland fiel in eine Zeit unendlicher Umbrüche. Fehlende Routine im Aufbauprozess wurde durch ein hohes Maß an Motivation ausgeglichen.
Die Veränderungen, die die Angehörigen der Hochschulen in den neuen Bundesländern erlebten, machten sie viel reformfähiger, als es ihre Kollegen an den westdeutschen Universitäten sind. Reformfreudigkeit werde sich in Zukunft als wettbewerbsbestimmend erweisen, unterstich Prof. Dr. Detlef Müller-Böling, Geschäftsführer des Zentrums für Hochschulentwicklung Gütersloh. Als weitere Vorteile brächten die ostdeutschen Hochschulen ihre Beziehungen nach Ost- oder Nordeuropa und die konsequent verfolgte Profilbildung in den Reformprozess mit ein.
Angetreten seien Hochschulen und Administrative nach der Wende in der DDR, das zu übernehmen, was sich an den Universitäten der alten Bundesländer durchgesetzt habe, so Dr. Christoph Helm, Staatssekretär im brandenburgischen Wissenschaftsministerium. Selbst hat er als Abteilungsleiter im Kultusministerium von Anfang an die Hochschulentwicklung in Sachsen-Anhalt begleitet. Das Ergebnis hingegen sei ein Dynamisierungsprozess, der Rückwirkungen auf die gesamte bundesdeutsche Wissenschaftslandschaft habe.
Sachsen-Anhalts Staatssekretär im Kultusministerium, Dr. Wolfgang Eichler, sprach von einer "tollen Erfolgsgeschichte". Er verwies auf die enorme strukturelle und bauliche Entwicklung der Wissenschaftslandschaft. Die Universitäten und Fachhochschulen des Landes müssten derzeit noch besondere Aufgaben auf dem Gebiet der angewandten Forschung und des Know-how-Transfers in die Wirtschaft übernehmen, da Forschung und Entwicklung gegenwärtig in der Industrie kaum stattfinde. Diesen Prozess begleiten zahlreiche An-Institute und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie Max-Planck-Institute, Leibniz- und Fraunhofer-Institute, die eng mit den Universitäten und Fachhochschulen verzahnt seien.
Internationaler Wettbewerb
In Sachsen-Anhalt sei die Forschungs- und Wissenschaftslandschaft von diesem intensiven Regionalbezug bestimmt, bemerkte Prof. Dr. Eckhard Dittrich. Nun aber müssten sich die Hochschulen dem internationalen Wettbewerb stellen. Die Internationalität bringe aber auch Probleme mit sich, z.B. im Dienstrecht oder bei der Auswahl der Studierenden durch die Universitäten selbst; dies bedürfe dringender Reformen.
Vor diesem Hintergrund dieser notwendigen Reformen unterstrich Prof. Dr. Erich Thies, Generalsekretär der Kultusministerkonferenz, dass die Autonomie der Hochschulen gestärkt werden müsse. Die Schwerfälligkeit von Institutionen sei ein Defizit im deutschen Hochschulwesen. Insgesamt betrachtete er die Umgestaltung der Hochschulen in Ostdeutschland nach 1989 als größte Veränderung seit den Humboldt'schen Umbrüchen an deutschen Universitäten.