Images by Rayk Weber
Photographie macht das Leben intensiver
"Hautfreundlich" nennt er seine Perspektive. Denn mit Schnappschüssen für Spinde möchte Rayk Steven Weber nicht in Verbindung gebracht werden: Vielmehr präsentiert der Student der Berufs- und Betriebspädagogik, Politikwissenschaft sowie Soziologie seine "zwölf plus fünf"-Aufnahmen der sinnlichen Art auf Leinwand. Und in schwarz-weiß. Meist angeschnitten. Kurz: mit Tiefen-Struktur.
Beispielsweise die dunkle Silhouette einer Frau vor semitransparenter Scheibe: "Netter Oberkörper" spielt nicht allein mit Licht und Schatten. Der Autodidakt suchte mit der Linse Positiv und Negativ. Folgerichtig präsentiert sich das Gegenüber in heller Ausleuchtung. Und entzieht sich doch betrachtenden Blicken. Ganz "Bitch", hexen-artig, im doppeldeutigen Sinne.
Doch immer "sinnlich-warm", wie eine Besucherin der Vernissage lobt. Und ihre Nachbarin ergänzt: "Als Frau betrachte ich die eher versteckte Erotik gern." Die Aufnahmen wirkten eben "ganz natürlich, obwohl niemand so rumlaufen würde", wie eine weitere angesichts von "Melinda"s Autoflirt zustimmt. Vielleicht, weil auch bei jener Knieenden, deren Brust von einem Agavenstachel bedroht zu sein scheint, spürbar wird, was für eines der anwesenden Models Voraussetzung war, dem Photoshooting zuzustimmen: "Ich konnte Rayk vertrauen. Mich ihm zeigen, wie ich es wollte."
Und das mußte kein (klassischer) Akt sein: Während "Meine Badewanne" mit einer Hand am Bauch den Nabel einer Frauenkörperwelt einrahmt, lugt das "Luder" als bestrumpftes Bein hervor. Den je eigenen Charakter unterschiedlicher Frauen bildhaft darzustellen, habe sein Augenmerk gegolten, sagt der Fünfundzwanzigjährige zu seinem photographischen Werk. Ermutigend erotisch zu portraitieren, sei die positive Resonanz auf seine allererste Ausstellung gemischter Motive Anfang des Jahres gewesen. Allerdings erforderte der Wechsel vom Sammelsurium zum Sujet der sinnlichen Art "besonderes Feingefühl", betont Rayk Steven Weber, um eine "harmonische Zusammenarbeit" zu ermöglichen. So zeigen sich die Frauenbilder in den Worten seines großväterlichen Mentors "Opa Weber" als "nackt und doch nicht nackt".
Dies weiß auch "Natalia", die Blicke im Rücken, vor Ruinen im Abendkleid. Oder "Princessa" in ihrer Robe. Irritierend, ob der spitzen Steine, auf denen sie unbekümmert sitzt. Wohl am Anschaulichsten fokussiert "Just be cool" Unterstellungen von (Un-)Verletzlichkeiten nackter Tatsachen: Eine Frau im Fensterrahmen, begrenzt von Splittern zerbrochener Glasscherben: "Sie sieht verwundtbar aus, zugleich stark", räsonniert ein Betrachter. Möglicherweise faszinierten ihn die Piercings von Brustwarze und Nabel als bildsymbolische Narben nicht allein der überwundenen, sondern zudem schmückenden Art.
Ob im Einzelfall als "postmoderne Archaik" dechiffriert oder insgesamt von einem früheren Schulkameraden als "große Einfachheit" interpretiert, "weil im richtigen Moment aufgenommen" - bis zum Jahresende können "Webers Women" noch im "Lux", dem Szenetreff am Hasselbachplatz dienstags bis samstags ab 20 Uhr beäugt werden. Über (konstruktive) Kritik freue er sich, so Rayk Steven Weber. Und wer danach die Ästhetik der Andeutungen nicht missen möchte, der oder dem legt der Student, dem - im Originalton - "Photographieren das Leben intensiver macht", den Erwerb seiner Bilder nahe: auch als Kalenderversion "hautfreundlich".