Lebenswerk gewürdigt
Eike-von-Repgow-Preis 2000 vergeben
Magdeburgs Oberbürgermeister, Dr. Willi Polte, und der Rektor, Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann, überreichten Mitte Oktober auf einem akademischen Festakt in der Johanniskirche gemeinsam den Eike-von-Repgow-Preis 2000 an Prof. Dr. Dr. h.c. Ruth Schmidt-Wiegand. Gewürdigt wurde das Lebenswerk der 74-jährigen Germanistin, Kultur- und Sprachwissenschaftlerin. Die Landeshauptstadt und die Universität ehrten mit dem Preis in diesem Jahr zum dritten Mal eine Wissenschaftlerpersönlichkeit, die in ihren Arbeiten zur Beschäftigung mit Geschichte und Kultur Mitteldeutschlands und des Gebietes der mittleren Elbe beigetragen hat.
Mit Ruth Schmidt-Wiegand entschied sich die Jury, der Vertreter der Stadt und der Universität angehören, erstmals für eine Wissenschaftlerin. Erstmals auch steht das Wirken der Preisträgerin in unmittelbarer Verbindung mit dem Namenspatron des Preises - Eike von Repgow. Die gebürtige Berlinerin hat sich jahrzehntelang mit dem frühmittelalterlichen Recht und mit frühmittelalterlicher Rechtssprache beschäftigt. Auf dem Gebiet des "Sachsenspiegels" hat sich die juristische Ehrendoktorin der Philipps-Universität in Marburg einen Ruf als herausragende Gelehrte erworben. Faksimile-Ausgaben dieses ersten und bedeutendsten Rechtsbuchs der deutschen Geschichte gab sie 1993 (Wolfenbütteler Bilderhandschrift) und 1995/96 (Oldenburger Bilderhandschrift), jeweils mit Kommentaren versehen, heraus. Diese wertvollen mittelalterlichen Prachtschriften vermitteln das Lebenswerk Eike von Repgows an kommende Generationen.
Oberbürgermeister Willi Polte verwies in seinen Grußworten auf die beiden Faximile-Ausgaben und hob hervor, dass sie nicht nur Eike von Repgow bekannt machten, sondern ebenso Magdeburg, da mit dem Sachsenspiegel auch das Magdeburger Recht Verbreitung fand und in die Geschichte einging. Die Grüße der Landesregierung überbrachte der Staatssekretär im Kultusminsiterium, Dr. Wolfgang Eichler. Er verwies darauf, dass Eike von Repgow mit seiner Rechtsschrift indirekt zur Verständigung der verschiedenen Völker in Europa beigetragen habe. Der Einflussbereich des Sachsenspiegels erstreckte sich weit nach Osten bis in die Ukraine hinein. Eike von Repgow, der sich nach dem Stammsitz seiner Familie in Reppichau bei Köthen benannte, verfasste dieses Rechtshandbuch, in dem er Privatrecht, Strafrecht, Verfahrensrecht und Staatsrecht behandelte, in den Jahren zwischen 1220 und 1235. In Teilen des deutschen Reiches blieb es als geltendes Recht bis zum Jahr 1900 in Kraft.
Rektor Klaus Erich Pollmann würdigte das Wirken Eike von Repgows, mit dem sich die Preisträgerin in herausragender Weise beschäftigt hat, und ging auch auf die lange Bildungsgeschichte Magdeburgs im Mittelalter ein. Er machte darauf aufmerksam, dass im frühen 13. Jahrhundert, der Schaffenszeit Eike von Repgows, in Magdeburg bereits ein ausgeprägtes Kaufmannsrecht existiert habe.
Die Preisträgerin, Prof. Dr. Ruth Schmidt-Wiegand, seit 1971 Professorin im Fachbereich Germanistik an der Universität in Münster, stellte in ihrem Festvortag Eike von Repgow als Dichter vor. Sie gab damit nicht nur einen Einblick in das Wirken des mittelalterlichen Rechtsgelehrten als Publizist, sondern auch in das Leben Eike von Repgows, der eine Fülle von Lebensweisheiten in Form von Reimen dem Sachsenspiegel vorangestellt hat. Zunächst in lateinischer Sprache geschrieben, fertigte er auf Zuraten Graf Hoyers von Falkenstein auch eine niederdeutsche Fassung des Sachsenspiegels an. Die Preisträgerin freue sich besonders, wie sie hervorhob, dass mit dem Repgow-Preis nicht nur das Werk heutiger Wissenschaftler geehrt werde, sondern einer Persönlichkeit gedacht wird, die in ihrer Zeit viel bewirkt habe.
Mit Musik des Mittelalters und der Moderne gaben Studierende des Instituts für Musik unter Leitung von Prof. Monika Meier-Schmid dem Festakt eine würdige Umrahmung.