Roboter zur Kartierung zellulärer Proteine
MelTec GmbH - eins von sechs im Biochance-Wettbewerb geförderten Unternehmen
In Laborversuchen haben Wissenschaftler vom Institut für Medizinische Neurobiologie und dem Start-up-Unternehmen MelTec GmbH mit einer von ihnen entwickelten Robotertechnologie zur Kartierung zellulärer Proteine einen Weg gefunden, die Ausbreitung von Krebszellen zu stoppen. "Dies ist ein gelungener Auftakt unseres Biochanceprojektes", sagte Dr. Walter Schubert, MelTec-Gründer und Mitarbeiter am Institut für Medizinische Neurobiologie. Die MelTec GmbH hat ihren Sitz im Zentrum für Neurowissenschaftliche Innovation und Technologie - ZENIT.
Hohes Zukunftspotential
In Konkurrenz zu 73 Unternehmen aus dem gesamten Bundesgebiet ging MelTec als einer von sechs Siegern im Biochance-Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie hervor. Das Projekt hat einen Umfang von 4,6 Millionen Mark. Die Mittel sollen dafür verwendet werden, neue technische Entwicklungen mit hohem Zukunftspotential zu beschleunigen. Außerdem soll die Zusammenarbeit der Magdeburger Forscher mit Bielefelder Spezialisten auf dem Gebiet der Musteranalyse biologischer Daten gefördert werden.
Nachdem Forscher das genetische Grundgerüst des Menschen, das Genom, entschlüsselt haben, interessieren sie sich nun für die von den Genen codierten Proteinprodukte. Diese Eiweißmoleküle liefern grundlegende Einblicke in die Funktion von Zellen. Die als "Multiepitop-Ligand-Kartierungs-Verfahren" (MELK) bezeichnete Robotertechnologie der Magdeburger Forscher ermöglicht die Erfassung der Proteinzusammensetzung von Zellen und von Geweben in ihrer Gesamtheit. In jeder einzelnen Zelle des Menschen kann es zehntausende Proteine geben. Herauszufinden, welche Proteine im Verlauf einer Krankheit verändert werden ist Ziel der Proteomforschung. Art und Anordnung der Proteine sind wie eine Visitenkarte. Jede Krankheit hat wahrscheinlich ein spezifisches Proteinmuster. Dessen Aufklärung gibt wichtige Aufschlüsse über die besten Angriffspunkte für gezielt wirkende Medikamente. Für Pharmaunternehmen reduzieren sich die Risiken und der Zeitaufwand für die Arzneimittelentwicklung, weil mit geringeren Ausfallraten bei der Substanzentwicklung zu rechnen ist. Weitere Arbeitsschwerpunkte des internationalen MelTec-Teams sind u.a. die Identifizierung von Schlüsselproteinen, die zu Tumoren, Arteriosklerose und zu Autoimmunerkrankungen wie der Multiplen Sklerose führen.
Ein noch sehr langer Weg
Die Hinweise auf Proteine, die Tumorzellen zum Wandern veranlassen entdeckten Forscher bei Untersuchungen eines sehr aggressiven Tumors, der im Muskel entsteht und binnen kurzer Zeit Metastasen in anderen Gewebeverbänden und Organen bildet. Durch die Identifizierung krankheitsspezifischer Proteinmuster mit Hilfe der MELK-Technologie sind gefährliche Schlüsselproteine, die eine Ausbreitung maligner Zellen und ihr Eindringen in gesundes Gewebe ermöglichen, besser aufzuspüren. Es gelang durch selektive Blockierung der entdeckten Proteinrezeptoren die Fähigkeit von Krebszellen zur Wanderung zu hemmen. Dies lässt auf neue Ansatzpunkte zur Behandlung von Tumoren hoffen. Ob und wann die Entdeckung künftigen Krebspatienten einmal nutzen wird, ist wegen der hohen Komplexität maligner Erkrankungen derzeit allerdings offen. Noch sehr lang ist der Weg bis zu einem einsatzreifen Medikament.