Internationalität ist der Schlüssel zum Erfolg
Arbeit im start-up-Unternehmen lockte Wissenschaftler aus der ganzen Welt nach Magdeburg
Man stelle sich das vor. Ein junger kalifornischer Wissenschaftler erhält nach dem Studium an der renommierten Stanford Universität einen Job in Amerikas High-Tech-Schmiede, dem Silcon Valley. Doch Dr. Robert Zawada zieht es vor, sich in der Magdeburger MelTec GmbH zu bewerben. "Ich wollte gern in einem start-up-Unternehmen arbeiten, und so etwas wie MelTec ist in den USA kaum zu finden", so der junge Mann.
Die MelTec-Mitarbeiter analysieren Protein-Netzwerke von Zellen - ein Gebiet, das die Entwicklung innovativer Medikamente verspricht, mit denen sich künftig viele Krankheiten an ihrer molekularen Wurzel behandeln lassen. In den vergangenen Jahren entwickelten die Forscher auf dem Campus der Medizinischen Fakultät eine weltweit einmalige Technologie für die effektive Suche nach Zielstrukturen künftiger Arzneimittel.
Angewandte Spitzenforschung
Aufmerksam wurde Dr. Zawada auf die Arbeiten in Magdeburg durch die internationale Fachzeitschrift "Nature". Neben ihm wurden auch noch drei weitere Experten für Protein-Analytik, die zuvor in den USA, Großbritannien und in der Schweiz arbeiteten, in die Elbestadt gelockt. Dr. Claus Wittpoth hatte in den vergangenen vier Jahren in den USA geforscht. Als er von Düsseldorf nach Memphis, Tennessee, USA, ging war die Situation für start-up-Biotechnologieunternehmen in Deutschland noch sehr schlecht. Heute gibt es hierzulande so viele Biotechnologiefirmen wie in keinem anderen europäischen Land. Die Chance, in MelTec angewandte Spitzenforschung betreiben zu können führte ihn wieder in die Bundesrepublik zurück.
Einzigartige Technologie
Auch Dr. Ansgar Pommer, der bis vor wenigen Monaten noch an der Universität of East Anglia in London arbeitete, ist von den Arbeitsmöglichkeiten bei MelTec beeindruckt. "Das ist wirklich eine einzigartige Technologie. Das gibt es doch sonst nirgendwo." Der aus Locarno im Schweizer Tessin stammende Dr. Mauro Togni pflichtet ihm bei. Er kenne mehrere Forschungsschmieden in Italien und Frankreich. Jetzt freut er sich auf die neue Herausforderung in einer innovativen Biotech-Firma im Osten Deutschlands.
Natürlich sind den Neuankömmlingen in Magdeburg auch die Negativschlagzeilen über die Stadt bekannt. Die Angriffe auf Ausländer boten Anlass für viele Diskussionen mit amerikanischen, britischen und italienischen Kollegen. Einige rieten sogar vom Job in Deutschland ab. "Wir brauchen aber die weltweit dünn gesäten Spezialisten", so Dr. Walter Schubert, Dozent am Institut für Medizinische Neurobiologie, der vor einem Jahr das start-up-Unternehmen gründete. Sie bringen neue Ideen ein, und von diesen Fortschritten profitiert auch der regionale Arbeitsmarkt.
Von den derzeit 17 Mitarbeitern stammt die Mehrzahl aus Sachsen-Anhalt. Ohne MelTec wären viele der im Land ausgebildeten Fachkräfte aus Mangel an beruflichen Chancen in der Region in andere Länder abgewandert. Innerhalb dieses Jahres soll sich die Mitarbeiterzahl mindestens verdoppeln. Außerdem sind im Umfeld weitere Firmenansiedlungen avisiert, die ebenfalls Arbeitsplätze für Menschen aus der Region schaffen werden. "Das setzt allerdings voraus, dass wir uns nicht durch falsche Signale isolieren", so Dr. Schubert. "Nur die internationale Offenheit ist der Schlüssel zum Erfolg".