Projekt 7 - Von einem Marathon
Studentische Eigeninitiative in Sachen Kultur am Rande des Uni-Campus
Immer wieder hängt wie ein Damoklesschwert der Vorwurf der Studierenden über der Stadt, es werde nicht genug Kultur und Szene geboten. Doch wer seine Augen nur weitgenug aufmacht und richtig hinsieht, der entdeckt die vielen Facetten der Kulturangebote dieser Stadt. Eins davon "versteckt" sich ganz am Rande des Uni-Campus im und hinter dem Wohnheim 7 - das Projekt 7.
Vor fast genau zwei Jahren wurde der eingetragene Verein von den Studentenräten der Universität und Hochschule Magdeburg-Stendal (FH) sowie dem Studentenwerk Magdeburg und einigen an Kultur Interessierten gegründet. Sein Kredo: Kultur von Studierenden für Studierende, die auch in die Stadt ausstrahlen soll.
Zum Projekt 7 gehören das CampusTheater für die Kleinkunst, der Club-Keller für die angesagtesten Feten und die "Kulturetage" im Erdgeschoss des WH 7 für die Arbeit z.B. in den Fachschaftsräten, den Redaktionen von Studentenmagazin GODT und Uni-Radio [ju: N ai] oder den Kreativzirkeln des Studentenwerkes. Die Geschäfte werden seit Juni 1999 von Projektleiter Christian Wiechert geführt. Eine kleine Gruppe von engagierten Studierenden managen das Kulturangebot für Theater und Keller. Und das hat inzwischen wie bei den großen Verwandten in der Stadt zu Kontinuität gefunden, wird monatlich in einem bunten Flayer veröffentlicht. Studentische Theatergruppen wie PLACEBO, ETC, Der Schrank, die Kabarettgruppe "Prolästerrat" oder eine Studentengruppe der FH und eine Schülertheatergruppe vom Siemens-Gymnasium geben Vorstellungen und proben nachmittags im CT. Hinzu kommen Konzerte, Filmabende und Lesungen.
Das war nicht immer so. Vor einigen Jahren bereits entstand die Idee zu diesem Kultuprojekt. Studentenräte und Studentenwerk jedoch fanden nicht zueinander und so blieb vor allem das CampusTheater auf der Strecke und verlotterte als Feten-Raum missbraucht, da nach und nach die Clubs in den Wohnheimen schlossen. Das war eine dunkle Zeit für den Kulturanbau. Dabei war er Anfang der 90er mit allem, was ein Theater braucht aufwendig und fein rausgeputzt worden. Als das KT, das Kellertheater, im ehemaligen M-Gebäude schließen musste, fanden Universität und Studentenwerk im einstigen Konstruktionslabor hinter dem WH 7 die Alternative. 98 Zuschauer finden im CampusTheater Platz. Anfangs vom Studentenwerk verwaltet, stellte sich jedoch bald heraus, das dies so "nebenbei" nicht zu machen ist. Eine neue Form der Bewirtschaftung und Verwaltung sollte gefunden werden. Vor allem aber sollten und wollten auch die Studierenden mehr Verantwortung übernehmen.
Der Weg dahin war schwierig. Jetzt jedoch scheint die richtige Richtung eingeschlagen. Der Chef vom Uni-Kabarett "Prolästerrat" für Studienungelegenheiten, Olaf Kirmis, bestätigt die positive Entwicklung: "Die Situation hat sich sehr gebessert. Ein riesiger Schritt nach vorn ist das regelmäßig erscheinende Programm. Und mit den Ausstellungen im Foyer hat das CampusTheater wieder an Charme gewonnen." Er weiss aber auch: "Es ist ein Marathon und kein Sprint, Kultur zu etablieren." Und so blicken die Lästerer denn auch mal gefällig über das ein oder andere, wie beispielsweise den mit allem Möglichem vollgestopften Requisitenraum, hinweg.
Dass sich Veranstaltungen wie der Kinoabend im CT inzwischen etabliert haben und eine gewisse Kontinuität im Angebot ist, freut auch Dr. Heinz-Dieter Kühne vom Vorstand des Projekt 7 und Geschäftsführer des Magdeburger Studentenwerks. Es unterstützte den Verein im vergangenen Jahr finanziell durch die Übernahme der Betreibskosten in Höhe von 130 00 DM und den Ausbau des Club-Kellers. Von der Arbeit des Vereins überzeugte sich Anfang März der Kulturausschuss des Stadtrates, der im CT tagte und derzeit über die Empfehlung für eine finanzielle Förderung durch die Stadt nachdenkt.
Wenn die Tage nun wieder etwas länger werden und die Temperaturen steigen, nehmen die Projektleute ein neues Vorhaben in Angriff. Im Garten hinter dem Wohnheim 7, dem Spielplatz der ehemaligen Kinderkrippe, soll ein Terassencafé entstehen und Studierenden und Uni-Mitarbeitern Gelegenheit geben, an lauen Abenden anstrengende Arbeitstage beim Gläschen Wein ausklingen zu lassen.