UNESCO-Lehrstuhl für Menschenrechtserziehung

07.06.2000 -  

Menschenrechtsproblematik durch Wissens-, Werte- und Kompetenzvermittlung im Bewusstsein der Bürger verankern

Die Ernennungsurkunde auf den deutschlandweit ersten UNESCO-Lehrstuhl für Menschenrechtserziehung übergab Rektor Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann Anfang Mai dieses Jahres an Prof. Dr. K. Peter Fritzsche vom Institut für Politikwissenschaft auf einer feierlichen Veranstaltung im Kaiser-Otto-Saal des Kulturhistorischen Museums. Die Verleihung eines solchen Chairs stelle, unterstrich Rektor Pollmann, eine hohe Auszeichnung für die Universität dar. Professor Fritzsche sei geradezu für diesen Lehrstuhl prädestiniert, da er bereits an zahlreichen UNESCO-Projekten mitarbeite. Die Fakultät für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften habe sich seit ihrer Gründung 1993 in Forschung und Lehre intensiv den Menschenrechten und der Menschenrechtserziehung gewidmet. Als Beispiel verwies der Rektor auf die zahlreichen und erfolgreichen Lehrerweiterbildungsveranstaltungen des Instituts für Politikwissenschaft.

Außerordentlich begrüßt hat auch Kultusminister Dr. Gerd Harms die Einrichtung des "UNESCO Chairs in Human Rights Education" an der Magdeburger Universität. Es sei eine große Ehre und zugleich Verpflichtung. "Gerade durch die Einrichtung an der Universität Magdeburg als ersten Chair dieser Art in der Bundesrepublik Deutschland ist ein wichtiges Zeichen für die Stärkung einer Kultur der Menschenrechte, der Freiheit und der Toleranz sowie gegen Rassismus, Gewalt und Rechtsextremismus gesetzt", unterstrich Minister Harms. Der neu eingerichtete Lehrstuhl müsse Ausgangspunkt sein für ein internationales Netzwerk der Menschenrechte und Menschenrechtserziehung.

In seinen Grußworten anlässlich der Einrichtung des UNESCO-Lehrstuhls führte der Präsident der Deutschen UNESCO-Kommission, Prof. Dr. Klaus Hüfner, aus, dass Menschenrechtserziehung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei, einen umfassenden Gegenstand habe und nur interdisziplinär angegangen werden könne. In Deutschland habe die Kultusministerkonferenz bereits erklärt, dass Menschenrechtserziehung zum "Kernbereich der Bildungs- und Erziehungsaufgaben von Schule" gehöre. Schulbücher und sonstige Lehr- und Lernmittel müssten künftig dem Inhalt dieser Empfehlung Rechnung tragen. Menschenrechtserziehung könne sich nicht auf die Vermittlung von Wissen beschränken, sondern müsse die emotionale und handelnde Komponente mit einbeziehen. Mit dem neuen Lehrstuhl hat sich laut Hüfner Sachsen-Anhalt zu einem "UNESCO-Land" entwickelt. Es verfügt über vier UNESCO-Welterbestätten: Quedlinburg, die Lutherstädte Wittenberg und Eisleben, Dessau und das Gartenreich Dessau-Wörlitz.

Chairholder K. Peter Fritzsche verwies in seiner Festrede darauf, wie wichtig es sei, die Menschrechtsproblematik im Bewusstsein der Bürger zu verankern. Dies müsse in drei Schritten erfolgen: der Wissens-, Werte- und Kompetenzvermittlung. Die Landeshauptstadt Magdeburg und das Land Sachsen-Anhalt seien aufgrund ihrer Erfahrungen mit Rassismus und Rechtsextremismus sicher in besonderer Weise an einer Institution interessiert, die zur Stärkung der Kultur der Menschenrechte und der Toleranz beitragen kann. Dennoch sei der UNESCO-Chair kein Lehrstuhl speziell für Magdeburg, sondern ein Lehrstuhl in Magdeburg für die gesamte Republik. Durch ihn wird Magdeburg zu einem "Mittelpunkt" der Menschenrechtserziehung in Deutschland werden, hob Professor Fritzsche hervor, der seit 1993 den Lehrstuhl für Vergleich politischer Systeme unter Berücksichtigung der Vorurteilsforschung inne hat.

Bibliothek der "guten Praxis"

Als Forschungsprojekte des neuen Lehrstuhls nannte er u.a. das Menschenrechtsbewusstsein von Schülern sowie die Menschenrechtserziehung unter den Bedingungen von sozialem und ökonomischem Stress. In der Lehre wird der Chair Themen wie menschenrechtsrelevante Kompetenzen, Toleranzerziehung oder menschenrechtsorientierte Internet-Kompetenz aufgreifen. In Angriff wird auch die Einrichtung einer Bibliothek der "guten Praxis" genommen. Von Magdeburg aus möchte der UNESCO-Chairholder Signale setzen, Impulse geben und Innovationen entwickeln.

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