Forschung zu Hirnleistungen
Magdeburger Beteiligung an transregionalem SFB
"Mesiale Temporallappen-Epilepsien" ist das Thema eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft neu eingerichteten transregionalen Sonderforschungsbereichs (SFB), an dem neben den Universitäten Bonn, Freiburg und der Humboldt-Universität Berlin auch unsere Universität mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Institute für Physiologie und Anatomie, der Klinik für Neurologie II sowie der Abteilung für Neuropsychologie beteiligt ist.
Bei den Epilepsien ("Anfallsleiden") handelt es sich um Erkrankungen, die durch episodisch auftretende anfallsartige Erscheinungen gekennzeichnet sind. Mit einer Gesamtzahl von etwa 800 000 Betroffenen in Deutschland zählen sie zu den häufigsten neurologischen Krankheiten. Die in dieser Krankheitsgruppe besonders häufigen mesialen Temporallappen-Epilepsien nehmen eine Sonderstellung ein. Zum einen liegt der Anfallsursprung häufig lokal begrenzt im Bereich des Temporallappens des Gehirns. Zum anderen erweist sich die mesiale Temporallappen-Epilepsie häufig als resistent gegenüber antiepileptischer Medikation.
Besonders erfolgreich sind Therapien, bei denen nach eingehender prächirurgischer Diagnostik das erkrankte Gewebe des Temporallappens operativ entfernt wird. Das bei diesen Patienten entnommene vitale Gehirngewebe wird nicht nur einer Suche nach pathologischen Veränderungen unterworfen, sondern es steht auch für umfangreiche molekulare und zelluläre Analysen zur Verfügung. Solche Studien bieten eine einmalige Gelegenheit, Pathomechanismen fokaler menschlicher Epilepsien zu entschlüsseln.
Darüber hinaus sind diese Studien auch deswegen von besonderem Interesse, da die Strukturen des mesialen Temporallappens Sitz komplexer zentralnervöser Leistungen sind, wie z.B. Gedächtnis, Plastizität und Emotion. Daher erlauben die Aufzeichnungen der Aktivität lebender Gehirnstrukturen im Menschen mit Hilfe von bildgebenden Verfahren, wie z.B. der Kernspintomographie und der Elektrophysiologie, in Verbindung mit der späteren Untersuchung des vom Neurochirurgen entfernten Gewebes auch einen einzigartigen Zugang zum Verständnis komplexer Funktionen des menschlichen Gehirns.
Dabei bringen die Magdeburger (Koordinator: Prof. Dr. Hans-Christian Pape, Institut für Physiologie) ihre Kenntnisse auf den Gebieten der hochauflösenden Bildgebung sowie der Strukturen und Funktionen der relevanten Areale des Temporallappens ein.