PAKK, Blues und Nacht-Buffet
Kulturzentrum "Feuerwache" in Sudenburg
Wer auf die Frage: "Was machst Du heute Abend?" die Antwort erhält, "Ich gehe in die Feuerwache!", sollte nicht glauben, dass eine Brandschutzbelehrung oder "Spritztour" angesagt ist. "Feuerwache" steht für ein Kulturzentrum, das nicht nur im Magdeburger Stadtteil Sudenburg längst zu einem Synonym für ein interessantes und abwechslungsreiches Kleinkunstprogramm von Film- bis Chansonabenden, Ausstellungen und Theaterspektakel geworden ist.
Nachtschwärmer haben am Wochenende für sich als "Geheimtipp" das Nacht-Buffet im Café Hirsch entdeckt, das einmal im Monat kulinarische Genüsse mit Kabarett, Chansonabenden, Blues- und Soulkonzerten verbindet. Täglich ab 19 Uhr ist das Café geöffnet. Stars, wie Reinhard Lakomy oder Eva Maria Hagen, sind hautnah am Publikum. Café Hirsch, benannt nach dem kulturellen Multitalent Rainer Hirsch, der mit seinen Bildern und der Thekenmalerei dieser rustikalen Café-Kneipe ein unverwechselbares Flair gegeben hat und selbst Stammgast ist, ist ein Mittelpunkt des mehrstöckigen Kultur-Tempels, den seit einiger Zeit das "Podium aller kleinen Künste" (PAKK) in eigener Regie und mit haushaltmäßiger Unterstützung des Kulturamtes mit einer sehr innovativen Programmgestaltung prägt.
Bühne für freie Theaterszene
Die alte Sudenburger Feuerwache, die seit Mitte der 90er Jahre kulturell genutzt wurde, ist im vergangenen Jahr mit einem Aufwand von 1,5 Millionen Mark renoviert worden. Dort, wo die Feuerwehr-Fahrzeuge im Depot standen, ist ein Theatersaal. Es gibt Seminarräume und Probenräume für Theater. Die UNICEF Magdeburg hat hier ihr Domizil, die Kunst-Galerie Süd fand neue Ausstellungsräume.
Das Programm bietet monatlich bis zu 40 Veranstaltungen zur Auswahl. Darunter die "Filminitiative Feuerwache" mit einem Themenprogramm, das Filmraritäten ebenso wie Werkschauen von Regisseuren umfasst. Im Oktober zum Beispiel werden an vier Abenden (jeweils mittwochs) russische Spielfilme gezeigt. Großer Beliebtheit erfreuen sich die Filmveranstaltungen (jeweils dienstags) für Kinder mit Märchenfilmen der DEFA.
Für die freie Theaterszene Magdeburgs ist die "Feuerwache" schon längst "Bühne". Das "Theater an der Angel" war hier mit seinen poetischen Mensch-Puppen-Inszenierungen regelmäßig zu Gast. Die Theatergruppe "Poetenpack" begeisterte mit ihrem wöchentlichen Improvisationstheater das Publikum zwischen 14 und 80 Jahren und der "Sudenburger Hochzeitsmarkt" führte Heiratswillige, Ehemuffel, Singles und Verliebte 17 Mal zu einem heiter-frivolen Abend mit Witz und Humor zusammen. Und dass auch "Schwoof", Tanzabende für Junggebliebene jenseits des Teenager-Alters und Disco-Fiebers, ihr Publikum in der "Feuerwache" haben, beweist die Tatsache, dass alle Veranstaltungen stets restlos ausverkauft sind.
Nadja Gröschner, Geschäftsführerin der "Feuerwache", betont, dass diese sich gerade in der letzten Zeit zu einem Treffpunkt der Generationen "gemausert" hat. "In unseren Blueskonzerten trifft man Leute zwischen 16 und 60 Jahren, und es herrscht eine ganz lockere, aufgeschlossene Atmosphäre", bemerkt sie im Gespräch und erläutert weitere interessante Aktivitäten. "Monatlich einmal machen wir für interessierte Bürger unserer Stadt thematische Führungen durch Sudenburg. Wir erkunden Hinterhöfe, besichtigen alte Bauerngehöfte mitten im Stadtteil, besuchen den Sudenburger Friedhof. Der Zuspruch ist riesengroß", erläutert Nadja Gröschner, und man merkt ihr das großes Engagement für die "Feuerwache" an.
In der Vielfalt des Kleinkunst-Angebotes liegt die große Chance, ein breites, nicht nur jugendliches Publikum anzusprechen. Dabei erhalten immer wieder junge Künstler, Lyriker, Maler, Grafiker oder Liedermacher eine Chance, sich in der "Feuerwache" vorzustellen. Thomas Riedel und Magdalena Engel präsentieren am 10. November 2001 im Nacht-Buffet Strahlemann & Leuchtefrau – abenteuerliche Gesänge. Am 13. Oktober werden im Nacht-Buffet unter dem Motto Die nackte Lust am Schönen Roswitha Goos und Jane Zahn einen einblick in 100 Jahre Frauen im deutschen Kabarett geben. Zu weiteren Veranstaltungen gehören am 19. Oktober, 21 Uhr, ZOELLNER CLASSICS mit Dirk Zoellner & Trio Bravo im Konzert und am 22. November, 20 Uhr, AMOK mit Steffen Mensching.
Die "Feuerwache" ist neben den Kulturzentren "Moritzhof" und "Volksbad Buckau" aus dem Kulturleben Magdeburgs nicht mehr wegzudenken. Dem Bedürfnis eines breiten Publikums nach kultureller Kommunikation in den verschiedensten Formen der Künste gerecht zu werden, hat sich die "Feuerwache" mit innovativen Ideen, viel Optimismus und einem attraktiven Programmangebot gestellt.