Absorberhalle eingeweiht
DFG-Forschergruppe wird Anlage nutzen
Zahlreich waren sie der Einladung gefolgt - Kollegen vom Fach, Praktiker aus Unternehmen der Region, Vertreter der Universitätsleitung, aus Politik, der Stadt und von Ministerien. Der Anlass: Die Einweihung der Absorberhalle in der Experimentellen Fabrik, zu der Prof. Dr. Jürgen Nitsch geladen hatte. Er hat seit vier Jahren den Lehrstuhl für elektromagnetische Verträglichkeit - einer von dreien bundesweit - an unserer Universität inne. Auf drei Säulen stütze sich das Arbeitskonzept für seinen Lehrstuhl, erläuterte Jürgen Nitsch. Zum einen solle Grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung miteinander verknüpft werden. Zum zweiten stehe er als Dienstleistungseinrichtung durch den standardmäßigen Einsatz der vorhandenen Labor- und Versuchseinrichtungen für normgerechte Tests zur Verfügung und zum dritten befasse er sich mit der Simulation komplexer Systeme.
Messungen nach EMV-Norm
Die hervorragende experimentelle Ausstattung des Lehrstuhls, zu der eine Modenverwirbelungskammer und eine GTEM-Zelle gehören, ergänzt nun die neueingeweihte Absorberhalle. Diese Anlage mit ihren technischen Parametern, wie Bodenabsorber für Emissionsuntersuchungen oberhalb von 1 GHz, Abgasabsaugung oder die Möglichkeit zur Einspeisung von Kühlwasser, ist in ihrer Größe (21m x 13m x 9m) einmalig für eine Universität in Deutschland. Hier können z.B. Untersuchungen von Prüflingen für gestrahlte EMV-Tests durchgeführt werden, aber auch die Wirkung elektromagnetischer Felder auf biologische Systeme z.B. auf implantierte Herzschrittmacher wird erforscht. Fahrzeuge, Maschinen und Anlagen sowie Produkte der Medizintechnik können auf ihre Grenzwerte geprüft werden. Messungen nach allen gängigen europäischen und internationalen EMV-Normen werden durchgeführt und neuartige Verfahren zur Prüfung von EMV-Schutzanforderungen entwickelten die Forscher ebenfalls.
Professor Nitsch und sein Team forschen derzeit an sieben Projekten zur elektromagnetischen Wechselwirkung mit komplexen Systemen und Kabeln sowie zur Feldtheorie. Auch Industrieaufträge mehrerer Firmen liegen vor. Die herrvorragenden Forschungsleistungen an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik sowie deren exzellente gerätetechnische Ausstattung konnten die Deutsche Forschungsgemeinschaft überzeugen, eine Forschergruppe "Elektromagnetische Verträglichkeit bei elektrotechnologischen Prozessen mit gepulsten Leistungen" einzurichten.
Professor Nitsch entwarf während der Einweihung die Idee, einen Forschungsverbund zwischen den drei EMV-Lehrstühlen in Deutschland und vielleicht auch über die Grenzen hinweg aufzubauen. In Kurzvorträgen informierten Prof. Dr. Karl-Heinz Gonschorek von der TU Dresden und Prof. Dr. Achim Enders von der TU Braunschweig über ihre Erfahrungen zur Arbeit in Absorberhallen und über den Stand und die Perspektiven der Forschung zu elektromagnetischer Verträglichkeit.