See you in Australia!
Eine E-Mail aus "down under"
Auslandserfahrung ist wohl nach guten fachlichen Leistungen die am meisten geforderte Qualifikation, die Arbeitgeber von einem Hochschulabsolventen erwarten. Dass der Weg zu solchen Erfahrungen aber oft steinig ist, weiss jeder, der sich schon einmal beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) beworben hat.
In den fünf Jahren meines Maschinenbaustudiums hatte ich keine Gelegenheit, im englischsprachigen Ausland zu studieren. Bevor ich jedoch mein Promotionsstudium am Institut für Förder- und Baumaschinentechnik, Stahlbau, Logistik (IFSL) im Januar 2002 beginne, wollte ich die Zeit nutzen, um internationale Erfahrungen zu sammeln. Dass ich tatsächlich hier an der Universität Newcastle in Australien bin, habe ich vor allem meinen Betreuern am IFSL und der finanziellen Unterstützung der Freunde und Förderer der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zu verdanken.
Am "Centre for Bulk Solids and Particulate Technologies" (CBSPT) der Universität Newcastle bearbeite ich seit drei Monaten ein Forschungsprojekt. Das CBSPT arbeitet sehr eng mit der Kohleindustrie in der Region zusammen. Im Gebiet des so genannten Hunter-Valleys im Südosten Australiens existieren die größten Steinkohlevorkommen des Kontinents. Newcastle liegt am östlichen Ende des Tals und ist als Küstenstadt der ideale Umschlagplatz für die Kohle des Hunter-Valleys. Dementsprechend wichtig sind Einrichtungen, die sich mit dem Transport und der Lagerung von Kohle, oder allgemein von Schüttgütern beschäftigen. Das CBSPT bietet umfassende Möglichkeiten zur Schüttgutanalyse. Es ist eines der führenden Forschungszentren im gesamten südostasiatischen und pazifischen Raum.
Schüttgutuntersuchungen
Innerhalb meines Forschungsprojektes geht es um den Bau eines Versuchsstandes zur Ermittlung der Schüttgut-Porosität in unterschiedlichen Verdichtungsrichtungen. Dabei gibt es viele fachliche Parallelitäten zur Forschungsarbeit am IFSL. Die gewonnenen Erkenntnisse bei der Konstruktion des Gerätes können zum Beispiel für den Bau eines biaxialen Großschergerätes verwendet werden, an dem am IFSL gearbeitet wird. In den von mir durchgeführten Schüttgutuntersuchungen konnte ich neue Untersuchungsmethoden kennen lernen, die vielleicht auch in Magdeburg angewandt werden können. Eine weitere große fachliche Bereicherung ist für mich die Zugriffsmöglichkeit auf die gesamte englische Fachliteratur in der sehr umfangreichen Universitätsbibliothek. Für mich war es von Anfang wichtig, nicht nur Spracherfahrungen zu sammeln, sondern mich auch fachlich weiterzuentwickeln.
Anfang Oktober konnte ich außerdem an der "7th International Conference on Bulk Materials Storage, Handling and Transportation" teilnehmen. Mehr als 150 Teilnehmer aus aller Welt berichteten drei Tage lang über ihre Arbeit. Dank der hier üblichen entspannten und unkomplizierten Umgangsformen war es sehr einfach, Forschungsergebnisse auszutauschen und mit den Kollegen aus China, Indien, Südafrika oder Amerika zu diskutieren. Diese Erfahrung empfinde ich als sehr wertvoll.
Den Kontakt zum Centre habe ich von Deutschland aus per E-Mail hergestellt. Die Australier sind sehr offen, was die Aufnahme von "Fremden" betrifft. So arbeiten innerhalb der Fakultät für Maschinenbau sehr viele internationale Studenten und darunter auch einige Deutsche an ihrer Projekt- oder Diplomarbeit. Bemerkenswert dabei ist, dass keiner der deutschen Studenten Studiengebühren bezahlen muss. Die Mitarbeiter der Fakultät finden dafür intern fast immer einen Weg. Damit hat eigentlich jeder die Chance, auf unbürokratische Weise nach Australien zu gehen.
Mit dem preiswerten Lebensunterhalt, dem herrlichen Klima und den stets freundlichen Leuten ist Australien als Studienland für mich eine wirkliche Alternative zu den USA oder England!