Kultur des Rechts gepflegt
Mit Enthusiasmus und Akribie den Spuren Repgows gefolgt
Der Eike-von-Repgow-Preis wurde in diesem Jahr postum an den am 8. September 2001 verstorbenen Richter und Präsidenten des Oberlandesgerichtes Naumburg a.D. Prof. Jürgen Goydke verliehen. Seine Witwe, Margarete Goydke, nahm ihn auf einem Festakt in der Johanniskirche Ende Oktober 2001 entgegen. Bewegt dankte sie für diesen Preis und erinnerte sich, dass ihr Gatte sich sehr über diese Auszeichnung gefreut habe. Die Nachricht von der Kuratoriumsentscheidung erreichte ihn im Frühsommer.
Stadt und Universität, die den Repgow-Preis gemeinsam verleihen, würdigten das rechtshistorische und kulturelle Wirken Prof. Jürgen Goydkes über seinen eigentlichen Beruf hinaus, seine wissenschaftlichen Beiträge über Eike von Repgow sowie seine umfangreiche Vortragstätigkeit zum "Sachsenspiegel". Zugleich erinnerten sie mit der Preisverleihung an den im Mittelalter wirkenden Eike von Repgow und die Verbindung des mitteldeutschen Raums mit anderen Teilen Europas.
"Professor Goydke war ein hervorragender Repräsentant der Justiz Sachsen-Anhalts und hat wesentlich zu ihrem Aufbau beigetragen. Dass er daneben noch mit Enthusiasmus und Akribie die Spuren Eike von Repgows verfolgt hat und somit wesentlich zur Erforschung der Geschichte und Kultur Mitteldeutschlands beigetragen hat, ehrt ihn besonders", erinnerte Sachsen-Anhalts Justizministerin Karin Schubert in ihrer Laudatio an die Verdienste des Preistägers.
Jürgen Goydke war der 1. Präsident des Oberlandesgerichtes Naumburg nach der Wende und später zugleich Präsident des Landesverfassungsgerichtes Sachsen-Anhalts. Neben seiner beruflichen Tätigkeit hat er sich wissenschaftlich mit dem "Sachsenspiegel" beschäftigt. Von Eike von Repgow niedergeschrieben, gilt dieser als eines der ältesten Rechtsbücher. Professor Goydkes Aufsatz "Die Oldenburger Bilderhandschrift des Sachsenspiegels aus dem Kloster Rastede" in der Festschrift für das Oberlandesgericht Oldenburg weckte das Interesse der öffentlichen Hand an diesem so genannten "Oldenburger Sachsenspiegel". Durch die Gründung einer Stiftungsinitiative hat der diesjährige Preisträger maßgeblich dazu beigetragen, dass dieses bedeutende Kulturgut nicht ins Ausland verkauft wurde, sondern der dauernde Verbleib des Werkes in der Landesbibliothek Oldenburg sicher gestellt werden konnte. Der "Oldenburger Sachsenspiegel" ist neben der Wolfenbütteler, Heidelberger und Dresdener die vierte erhaltene Bilderhandschrift des "Sachsenspiegels". In ihm liegen die Grundlagen der deutschen Rechtssprechung.
Der Preisträger habe sein Amt immer auch so verstanden, dass er es als Aufgabe eines Juristen in einer führenden Position ansah, die Kultur des Rechts zu pflegen, unterstrich Rektor Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann.
Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper würdigte die Verdienste des Preisträgers beim Aufbau eines demokratischen Rechtssystems in Sachsen-Anhalt.
Der Preis besteht aus einer Bronze-Statuette des Magdeburger Bildhauers Heinrich Apel, die Eike von Repgow darstellt, einer Ehrenurkunde und ist im 5000 DM dotiert.
Mit höfischer Musik des ausgehenden Mittelalters umrahmte die Gruppe "Fortuna Canta" die Feierstunde.