Aktuelles aus der Reproduktionsmedizin
Jahrestagung der deutschen In-vitro-Fertilisations-Zentren
Etwa 320 Frauenärzte und Biologen aus Deutschland, Belgien, Israel, Österreich, der Schweiz und den USA nahmen am XV. Jahrestreffen der Deutschen IVF-Zentren und am 2. Symposium für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin Ende November 2001 in Magdeburg teil. Tagungsleiter Professor Jürgen Kleinstein, Direktor der Klinik für Reproduktionsmedizin und Gynäkologische Endokrinologie der Universität, fasste die inhaltlichen Schwerpunkte zusammen: "Von besonderer Aktualität waren die Tagungspunkte Hormonersatztherapie, Einsatz des Mikrochips in der Diagnostik, Stand der Stammzellforschung sowie der Abschlussbericht der deutschen ICSI-follow up-Studie." In dieser prospektiv angelegten Studie sind über 3000 Kinder, die durch die Methode der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) in Deutschland gezeugt wurden, anhand eines anerkannten Missbildungs-Screenings in den ersten Lebenswochen untersucht worden. Für den Vergleich der Missbildungsraten stand eine Gruppe von Kindern zur Verfügung, die nach natürlicher Zeugung zur Welt kamen. ICSI ist heute die Methode der Wahl bei der Behandlung von Paaren, die aufgrund einer höhergradigen Einschränkung der männlichen Zeugungsfähigkeit auf natürlichem Weg keine reelle Chance haben, ein Kind zu zeugen. "Die Auswertung dieser Studie ergab, dass die ICSI-Technik selbst kein relevantes Risiko für die geborenen Kinder darstellt", sagte Projektleiter Dr. Michael Ludwig von der Uni-Frauenklinik Lübeck auf einer Pressekonferenz. Bei dieser Untersuchung handelt es sich weltweit um die erste, ausreichend große Studie, die erstmalig Daten liefert, um die Methode hinsichtlich ihrer Sicherheit verlässlich beurteilen zu können. Lange Zeit wurde die ICSI nicht von den Krankenkassen bezahlt und wird auch heute noch nur auf Antrag von den Krankenkassen übernommen.
IVT nicht immer erfolgreich
Über mikrochirurgische Eingriffe zur Verbesserung des Behandlungserfolgs einer In-vitro-Fertilisation berichtete auf der Tagung Professor Kleinstein. Seit den 70er Jahren werden Operationen an Eileitern und Eierstock wegen der Verletzlichkeit des Gewebes in Fachkreisen oftmals skeptisch beurteilt. Ist ein Eileiter unpassierbar und die Gebärmutter funktionsfähig wird meist allein die IVF angewendet. In manchen Fällen führt das jedoch nicht zum erhofften Erfolg. Unklar ist bislang, unter welchen Voraussetzungen die Eingriffe im Vorfeld einer künstlichen Befruchtung den Erfolg einer Kinderwunschbehandlung erhöhen.
In einer prospektiven und randomisierten Studie konnten die Reproduktionsmediziner des Magdeburger Uniklinikums jedoch zeigen, dass bei einer sicheren Diagnose von Hydrosalpingen (starke Entzündungen und Schwellungen der Tubenwand) mit beidseitiger Eileitersterilität eine mikrochirurgische Operation den Schwangerschaftserfolg nachweislich erhöhen kann.