Identitätsregulation, Jugendgewalt, Spracherwerb
6. Regionalgruppentreffen der Entwicklungspsychologen Mitteldeutschlands in Magdeburg
Die Regionalgruppentreffen der Entwicklungspsychologen Mitteldeutschlands finden in regelmäßigen Abständen an einer anderen Universität statt und dienen insbesondere dem Austausch über aktuelle Forschungsergebnisse zwischen Professorinnen und Professoren, Habilitanden und Habilitandinnen, Doktorandinnen und Doktoranden sowie Diplomanden und Diplomandinnen. Es ist damit gleichzeitig ein Forum für die Nachwuchsförderung. Die Vortragenden sammeln so wertvolle Tagungserfahrung und erhalten qualifizierte Rückmeldung im kleinen Kreis. Nach dem 1. Regionaltreffen 1995 war dies der zweite Termin, den die Magdeburger Entwicklungspsychologen ausrichteten. Das nächste Treffen wird 2002 in Leipzig stattfinden.
Aktuelle Forschungsergebnisse
Prof. Dr. Urs Fuhrer, Direktor des Instituts für Psychologie I, konnte Anfang November 2002 in der Lukasklause Prof. Dr. Ute Schönpflug aus Halle, Prof. Dr. Werner Deutsch aus Braunschweig, Prof. Dr. Marcus Hasselhorn aus Göttingen mit ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sowie weitere Doktorandinnen und Doktoranden, Diplomanden und Diplomandinnen von den entwicklungspsychologischen Abteilungen der Universität Leipzig begrüßen.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des gastgebenden Lehrstuhls aus Magdeburg stellten Ergebnisse laufender Forschungen vor. So berichtete nach den Begrüßungsworten von Professor Fuhrer Jeanne Rademacher über Identitätsregulation bei der Bewältigung von Arbeitslosigkeit, die sie für ihre Dissertation erforscht. Neben der höheren Belastung und dem geringeren Wohlbefinden Erwerbsloser führt der Verlust der Arbeit zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der eigenen Identität: Erwerbslose befinden sich vermehrt in einem Krisenstadium, was sich in erhöhter Ängstlichkeit und vermehrter Depression zeigt.
Dr. Haci-Halil Uslucan referierte über den Zusammenhang von Erziehung, Familienklima und Jugendgewalt. Die Ergebnisse zeigen, dass Erfahrungen mit Bestrafungstechniken der Eltern sowie Hyperaktivität und Impulsivität der Jugendlichen selbst die besten Vorhersagen für Jugendgewalt liefern. Die Ergebnisse entlarven ferner eine Weitergabe von Gewalt von Generation zu Generation.
Birgit Träuble trug ihre Arbeit über Objektkategorisierung und Spracherwerb in der frühen Kindheit vor. Kinder im Alter von etwa vier Monaten scheinen zunächst zu lernen, zwischen Lebewesen und unbelebten Dingen zu unterscheiden, bevor sie feinere Differenzierungen (z.B. zwischen Hunden und Katzen) treffen können. Wie sich diese Fähigkeiten auf den Worterwerb auswirken, soll später mit Kindern nach dem Ende des ersten Lebensjahres untersucht werden. Faszinierend waren die ausgefeilten Methoden und Techniken, um mit Kindern in diesem Alter zu validen Untersuchungsergebnissen zu kommen.
Dr. Claudia Quaiser-Pohl, Dr. Sabina Pauen und Ute Salzer stellten den Gästen das Modellprojekt "Systemische Beratung für Paare in der frühen Familienphase" vor, in dem Paare, die nach der Geburt eines Kindes Probleme in der Partnerschaft haben, systemische Familiengespräche erhalten können. Diese werden in Zusammenarbeit mit dem Diagnostik-, Interventions- und Evaluationszentrum (DIEZ) am Institut für Psychologie I realisiert. Das DIEZ bietet Eltern und Alleinerziehenden Beratung in kritischen familiären Übergangssituationen und bei damit verbundenen Schwierigkeiten an.
Nach dem wissenschaftlichen Austausch besichtigten die Gäste die Räume des Babylabors und der Familienberatung am Institut für Psychologie am Pfälzer Platz.
Wie die Veranstaltung zeigte, decken die Magdeburger Entwicklungspsychologen ein enormes Spektrum von der experimentellen Grundlagenforschung bis hin zur Umsetzung ihrer anwendungsorientierten Forschung in Beratungsangebote für Familien ab.
Dass das Treffen ein voller Erfolg war, formulierte Professor Deutsch in seinem Abschlussstatement, als er sich im Namen der Gäste lobend für die interessanten Inhalte, den wunderschönen Raum und den gelungenen Rahmen der Veranstaltung in Magdeburg bedankte.