Pointen-Mix mit Biß und Scharfsinn
Neues Programm beim "Prolästerrat" für Studienungelegenheiten
Vier attraktive Kabarett-"Hexen" mixen einen bitteren Sud. Die Zutaten sind aus dem wirklichen Leben: Parteienstreit, Gerangel bei der K-Frage, ein bißchen Stoiber und Merkel, Bildungsmisere und verpatzte Gesundheitsreform, natürlich der Euro und die vielen uneingelösten Wahlversprechen. Bei diesem Hexensabbat mit viel kabarettistischer Frauenpower wird die Mixtur freilich politisch-bitter. Das Entree steht für die Idee des ganzen neuen Programms des "Prolästerrates" für Studienungelegenheiten. Ein Mix aus den besten Szenen der vier Programme Neuland unterm Fluch, Motto: Auf einmal bist Du Leich', Und vergebt uns unsere SCHULDen sowie dem aktuellen Programm Das haben wir (uns) verdient, angereichert mit neuen Szenen von Olaf Kirmis und Heiko Röhl sollte es sein.
Das neue Programm, in dem mit Hendrik May, Livia Regel und Kerstin Lanzhöft gleich drei neue "Lästerer" ihren fulminanten Einstand als talentierte und pointengewandte satirische Mitstreiter der Alt-"Lästerer" Viola Zühlke, Nancy Maria Brüning, Marko Pohlodek, Andreas Rußbült und Thomas Duckstein feiern konnten, ist aber viel mehr als nur ein Remake, ein "Best of ...! Regisseur Frank Pohlmann hat gemeinsam mit Olaf Kirmis die "Zugnummern" der vier Nachwende-Programme so geschickt mit brandaktuellen Texten, wie zum Beispiel einem Disput über die Frage: "Was wird, wenn Stoiber Kanzler wird?" und neuen Spielszenen "gemixt", die einige Jahre alten Texte aktualisiert, daß daraus ein pointiertes Nummerprogramm mit Biß und satirischem Scharfsinn entstand und zurecht mit viel, viel Beifall bedacht wurde. Und dabei hinterließ die achtköpfige "Läster"-Mannschaft spielerisch und musikalisch ausnahmslos den allerbesten Eindruck. Mit dem talentierten Hendrik May an der Baßgitarre erhält zudem der exzellente Pianist Andreas Rußbült tolle musikalische Unterstützung. Die Songs "Geh'n Se mit in den Konkurs" über die Praktiken dubioser Firmengründungen und -pleiten oder die Polonaise über die Kapitalwanderung ins Ausland, über DAX und Dow Jones (nach dem Gottlieb-Wendehals-Ohrwurm) sind dann auch wieder die musikalischen Highlights des Programms.
Fast jeder der Crew hat in diesem Programm "sein" Solo: Marko Pohlodek als knarriger General im Rollstuhl, der für die Erhöhung der Tabaksteuer zur Finanzierung der Einsätze der Bundeswehr scharfmacherisch wirbt, Viola Zühlke mit einem nachdenklich stimmenden Song über Soldaten im Kriegseinsatz nach dem Evergreen "Lili Marlen". Thomas Duckstein als "ABM-Kraft" im Blaukittel vergleicht Otto von Guericke mit Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper und stellt viele Gemeinsamkeiten und noch mehr Unterschiede fest und das kabarettistische Supertalent Nancy Maria Brüning beweist mit einem "Aufsatz des Schülers Schröder über Zivilisation", wie man auch mit den Mitteln der Satire ein so sensibles Thema wie Terrorismus, Anti-Terror-Koalition und Bin Laden auf der Kabarettbühne thematisieren kann.
Keine Frage: Auch das neue Programm Mix-Tour ist ein kabarettistischer Volltreffer des Uni-Kabaretts, das in inzwischen 30 Jahren kein bißchen leiser geworden ist.