Immunologie im Fokus der Forschungen
Forschungszentrum wird an den Universitäten Magdeburg und Halle mit bmbf-Förderung aufgebaut
Immunologische Prozesse spielen in fast allen Bereichen der Medizin eine fundamentale Rolle. Viele klinische Fragestellungen zur Entstehung, Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen beruhen auf Prozessen, die vom Immunsystem eingeleitet und unterhalten werden. Bislang sind eine Reihe von Fragen jedoch nicht erschöpfend beantwortet, wie z.B. die Suche nach den Ursachen für Autoimmunerkrankungen, beispielsweise Diabetes Mellitus, Morbus Crohn, Hepatitis, Multiple Sklerose und Psoriasis. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (bmbf) entsteht an den Medizinischen Fakultäten der Universitäten Magdeburg und Halle das Forschungszentrum "Immunologie" (FZI) Magdeburg/Halle (Sachsen-Anhalt), in dem diese wichtigen Fragen bearbeitet werden.
Im Rahmen der dreijährigen Förderperiode sollen insbesondere die strukturellen Voraussetzungen für eine zukunftsweisende immunologische Forschung in Sachsen-Anhalt in Verbindung zwischen Grundlagen- und klinischer Forschung geschaffen werden. So ist vorgesehen, im FZI mehrere Servicezentren einzurichten, zum Beispiel an der Medizinischen Fakultät der Universität Magdeburg ein Servicezentrum "Mehrdimensionale Mikroskopie und zelluläre Diagnostik" und ein Servicezentrum "Proteomics und Genomics". In der Einheit "Mehrdimensionale Mikroskopie und zelluläre Diagnostik" werden modernste mikroskopische Verfahren zur Visualisierung zellulärer Aktivierungs- und Differenzierungsvorgänge entwickelt. Aufgabe der Serviceeinheit "Proteomics und Genomics" hingegen ist es, Fragen zur Veränderung des Proteinexpressionsmusters bei verschiedenen Erkrankungen zu bearbeiten. Beim Partner, der Universität in Halle, entstehen z.B. die Serviceeinheiten "Zellulartherapie" und "Funktionelle Immungenetik", in denen cDNA Array-Techniken etabliert und aufgebaut werden. Die gemeinsame Nutzung der Serviceeinrichtungen wird durch einen zwischen den Universitäten abgeschlossenen Kooperationsvertrag und eine gemeinsame Satzung geregelt.
Neben der Einrichtung der Servicezentren erfolgt im Rahmen des Aufbaus des FZI gezielt eine Förderung des klinisch-immunologischen Nachwuchses und der klinischen Forschung. Hierzu wurden an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, nach externer Evaluation durch ein hochkarätiges achtköpfiges Gutachterkomitee, zwei gut ausgestattete klinische Forschergruppen eingerichtet, die ihre Arbeit zum 1. Januar 2002 aufnahmen. In ähnlicher Weise wurden so genannte "Start up"-Projekte ausgeschrieben, die es jungen Wissenschaftlern erleichtern sollen, Drittmittelprojekte einzuwerben. Weitere Fördermaßnahmen bestehen in der Einrichtung von Gastwissenschaftlerprogrammen, der gezielten Unterstützung motivierter medizinischer Doktoranden sowie der Einrichtung eines regelmäßigen klinisch-immunologischen Kolloquiums, zu dem ausgewiesene Wissenschaftler aus den In- und Ausland eingeladen werden. Weiterhin soll baldmöglichst mit dem Aufbau eines Graduiertenkollegs für junge Wissenschaftler begonnen werden.
Insgesamt besteht das Hauptziel der Einrichtung des FZI darin, dem Wissenschaftsstandort Sachsen-Anhalt auch auf dem Gebiet der immunologischen Forschung internationales Profil zu verleihen und hierdurch eine Signalwirkung nach außen zu erzielen, welche die Standorte Magdeburg und Halle für den wissenschaftlichen Nachwuchs attraktiver werden lässt.
Der Schwerpunkt "Immunologie und Molekulare Medizin der Entzündung" ist neben den "Neurowissenschaften" einer der beiden Forschungsschwerpunkte an der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Die immunologische Forschung beschäftigte sich in der Vergangenheit vornehmlich mit Fragestellungen zur Bedeutung eiweißabbauender Moleküle in der Diagnostik und Therapie von immunologischen und chronisch entzündlichen Erkrankungen. In der Zukunft sollen zunehmend auch Fragestellungen zu den molekularen Mechanismen der Aktivierung und Differenzierung immunkompetenter Zellen bearbeitet werden.
Zu untersuchen sind z.B. der Aufbau intrazellulärer Signalkaskaden und die molekularen Wechselwirkungen zwischen signalübertragenden Proteinen. Andere Forschungsthemen beschäftigen sich mit Fragestellungen zu dem "Crosstalk" zwischen hämatopoetischen Antigenrezeptoren (wie z.B. der T-Zellrezeptor oder der B-Zellrezeptor) und Chemokinrezeptoren sowie Zelladhäsionsmolekülen. Zur Klärung der verschiedenen Fragestellungen werden modernste biochemische, molekularbiologische und zellbiologische Verfahren zum Einsatz gebracht. Neben neuen Einblicken in die Physiologie der Immunantwort versprechen sich die Forscher von ihren Arbeiten Erkenntnisse über die Ursachen der Fehlregulation des Immunsystems in pathophysiologischen Situationen, zum Beispiel bei Autoimmunerkrankungen. Aus den gewonnenen Erkenntnissen sollen, in Zusammenarbeit mit der ortsansässigen Industrie, neue Konzepte zur Diagnostik und Therapie immunologischer Erkrankungen entwickelt werden (Forschungs-Transferkooperation).