30 Jahre scharfsinnige Lästereien

29.03.2002 -  

Uni-Kabarett "Prolästerrat für Studienungelegenheiten" feierte Geburtstag

Zum 30. Jubiläum gab's natürlich eine Premiere. Das Beste aus vier Programmen der letzten zehn Jahre und aktuelle Szenen zur politischen Befindlichkeit in Deutschland zwischen K-Frage, Parteienstreit, Sozialabbau, Gesundheitsreform und "Bildungsschock" nach PISA bildete eine umjubelte MixTour, die eindrucksvoll das hohe (satirische) Niveau des einzigen und ältesten Universitätskabaretts in Sachsen-Anhalt erneut unter Beweis stellte. Erfrischend in diesem Feuerwerk der Pointen das Spiel der Kabarettisten-Crew, die sich mit studentischem "Nachwuchs" in allerbester Spiellaune präsentierte. Auch nach drei Jahrzehnten ist das Kabarett "Prolästerrat" bissig, scharfsinnig und kein bisschen leise.

Bei der großen Geburtstagsgala am 9. März 2002, die unter dem Motto Prolästerrat & Freunde in einem Non-Stop-Kabarett-Marathon die besten Szenen aus den Programmen der letzten 30 Jahre in "Originalbesetzung" einem begeisterten Publikum ins Gedächtnis zurückrief, erinnerte man sich auch im Gespräch mit vielen der mehr als 60 Ehemaligen, die zum Geburtstag gekommen waren, an die Anfänge.

Alles begann am 7. März 1972 mit dem Pflanzen einer Tanne vor dem großen Hörsaalgebäude auf dem Gelände der damaligen TH. Sie war fortan als "Lästertanne" ein Markenzeichen des Kabaretts. Im Kellertheater unter dem Hörsaal V fand dann unter den kritischen "Augen" von Rektor und Parteileitung die Premiere des inzwischen legendären ersten Programms Vertrauen ist gut - Kontrolldienst ist besser statt. Bis 1993 blieb das Kellertheater einzigartige Spielstätte des "Prolästerrats", das in regelmäßigen Abständen mit neuen Programmen vor allem studentische Themen auf's satirische Korn nahm. Dass das Kabarett trotz mancher "Durststrecken", des ständigen Spielerwechsels der aktiven "Lästerer", die die Hochschule nach ihrem Studium verließen, immer wieder kräftig in der Kulturszene Magdeburgs und auf Gastspielen mitmischte, sich pointiert und, argwöhnisch beäugt, auch kritisch äußerte ist vor allem dem Magdeburger Schauspieler Arnim Winkler zu verdanken, der 28 Jahre lang das Kabarett mit "strengem Regime" leitete und entscheidend das künstlerische Niveau prägte. Er schaffte es mit großem persönlichen Einsatz immer wieder, dass sich das Kabarett neu formierte, so manchen personellen Engpass meisterte.

Nach 1990 profilierte sich das "Prolästerrat" mit seinen Programmen, die in rascher Folge auf's Podium gebracht wurden, zum politischen Kabarett. Leben mit Kohl in Deutschland, das mit 45 Aufführungen zu den erfolgreichsten Programmen überhaupt gehört, eröffnete die Erfolgsserie dieser Programme. Neuland unterm Fluch, mit dem das Kabarett 1993 das universitäre CampusTheater als neues Spieldomizil eröffnete, Vorwärts und nichts vergessen und Motto: Auf einmal bist du Leich' gehören neben dem aktuellen Programm Das haben wir (uns) verdient zur Erfolgsbilanz der zurückliegenden zwölf Jahre.

Urgestein jetzt bei Profis

Diese Bilanz ist sehr stark durch Olaf Kirmis, der seit 1989 dabei ist und die meisten der pointierten Texte schreibt, geprägt. Er gehört seit Jahren zu den "Konstanten" der Läster-Truppe, wie bis vor zwei Jahren auch das kabarettistische Urgestein Udo Kleinfeld, der als "Frontmann" des Kabaretts auf eine aktive Zeit von 19 Jahren beim "Prolästerrat" zurückblicken kann und jetzt bei den "Profis" des Magdeburger Kabaretts "Die Kugelblitze" sehr erfolgreich ist. Alt-"Lästerer" Frank Pohlmann führt inzwischen bei den neuen Programmen Regie.

In den letzten Jahren gab es kaum mehr Probleme mit dem studentischen Nachwuchs. Mit Andreas Rußbült hat man zudem einen exzellenten Mann am Klavier. In der aktuellen Zusammensetzung des "Prolästerrats" mit Marko Pohlodek, Thomas Duckstein, Viola Zühlke, Kerstin Lanzhöft und den Studenten Livia Regel, Nancy Maria Brühning und Hendrik May hat man eine äußerst spielfreudige und engagierte Truppe, die mit großem persönlichen Einsatz an die Traditionen des Studentenkabaretts "Prolästerrat für Studienungelegenheiten" auch mit Themen aus dem Studentenalltag anknüpft. Für den Mechatronik-Studenten Hendrik May zum Beispiel ist Kabarett nicht nur eine willkommene Abwechslung im Studienalltag. "Hier kann ich mich zu aktuellen politischen Themen auf originelle Weise äußern, kann meine persönliche Meinung zu vielen Fragen konstruktiv einbringen", beschreibt er seine Beweggründe, im Kabarett mitzumachen.

Dass dem Kabarett die Themen und Ideen, die Spielwut und lästerhafte Spiellaune auch in Zukunft nicht ausgehen werden, bin ich mir sicher. Immerhin war ich vor 30 Jahren schon dabei, als die Erfolgsstory des "Prolästerrats" ihren Anfang nahm.

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