Von Braunschweig nach Magdeburg
Kolloquium über Kombinatorik seit 21 Jahren in mathematischer Tagungslandschaft etabliert
Vor nunmehr 21 Jahren wurde das Kolloquium über Kombinatorik von Prof. Dr. Walter Deuber ins Leben gerufen. In den ersten zehn Jahren fand es stets in Bielefeld statt; dann wurde der Staffelstab nach Braunschweig übergeben. Dort wurde das Kolloquium jährlich von Prof. Dr. Heiko Harborth und Prof. Dr. Arnfried Kemnitz organisiert, mit einer einjährigen Unterbrechung: Im Jahr 1994 wurde es in Hamburg durchgeführt.
"Discrete Mathematics"
Was ist das für eine Veranstaltung, die jährlich etwa 100 Wissenschaftler aus ganz Deutschland, aber auch dem Ausland, nach Bielefeld, Braunschweig und ab 2002 nun auch nach Magdeburg zieht? Zunächst einiges zum Begriff "Kombinatorik": Heute würde man wohl eher von "Diskreter Mathematik" sprechen. Dieser Begriff war 1982 aber noch nicht sehr verbreitet und das, was wir heute Diskrete Mathematik nennen, hieß damals Kombinatorik. Dazu gehören so angewandte Gebiete wie die Codierungstheorie, die Kryptographie oder die kombinatorische Optimierung. Aber auch eher esoterisch anmutende Fragestellungen wie die, wie viele Gäste bei einer Party sein müssen, damit es stets eine Gruppe von zehn Leuten gibt, die sich alle kennen oder die untereinander völlig unbekannt sind, ist eine Fragestellung der Kombinatorik.
Im deutschen Sprachgebrauch wird über den Begriff "Diskrete Mathematik" häufig geschmunzelt. Diese Wortschöpfung ist im englischen Sprachraum entstanden; dort spricht man von "Discrete Mathematics", und "discrete" ist halt etwas anderes als "discreet".
Das Kolloquium über Kombinatorik spricht alle "Diskreten Mathematiker" an. Die Veranstaltungsform hat sich in den 21 Jahren bewährt und deshalb kaum geändert. Da ist zunächst der Termin, ein "jour fixe" in der mathematischen Tagungslandschaft. Ursprünglich fand das Kolloquium stets am Tag vor und am Buß- und Bettag statt. Nachdem dieser Feiertag der Pflegeversicherung geopfert wurde, wichen die Veranstalter auf den Freitag und Samstag davor aus. Anreise mit gemütlichem Beisammensein ist seither stets der Donnerstag.
Zum wissenschaftlichen Programm: Es gibt stets vier bis fünf Hauptvorträge, die immer ein sehr großes Spektrum der Diskreten Mathematik abdecken. An den Nachmittagen haben alle Teilnehmer die Möglichkeit, ihre Resultate in Kurzreferaten zu präsentieren. Insbesondere junge Teilnehmer nutzen dies, um erste Tagungserfahrungen zu sammeln. Der Nachwuchs bleibt aber nicht unter sich. Auch viele etablierte Professorinnen und Professoren tummeln sich unter den Teilnehmern und knüpfen Kontakte zum Nachwuchs.
Eine weitere Besonderheit ist, dass man und frau sich sehr kurzfristig anmelden können (einen Monat vor der Tagung) und auch das Abstract erst zwei Wochen vorher eingereicht werden muss. Für die Organisatoren bedeutet das natürlich viel Arbeit kurz vor Beginn des Kolloquiums, weil die Abstracts ja in gedruckter Form vorliegen sollen. Die Möglichkeit der kurzfristigen Anmeldung ist sicher auch ein Grund für den Erfolg dieser Tagungsform.
Eine Tradition fortführen
Das Kolloquium blickt auf eine sehr erfolgreiche 21-jährige Geschichte zurück. Die Magdeburger Organisatoren stehen in der Verantwortung, diese Tradition fortzuführen. "Wenn es in Magdeburg nur halb so gut läuft wie in Braunschweig, wäre das schon toll", so Prof. Dr. Alexander Pott von der Otto-von-Guericke-Universität, der die Idee hatte, das Kolloquium nach Magdeburg zu holen. In Magdeburg sind mittlerweile sehr viele Facetten der Diskreten Mathematik vertreten: Optimierung, Codierungstheorie, endliche Geometrie und algebraische Kombinatorik sind nur einige der Gebiete, über die hier gelehrt und geforscht wird.
Wer Lust bekommen hat, etwas mehr über Diskrete Mathematik zu erfahren, sollte sich den Termin notieren: Am 15. und 16. November 2002 lädt die Otto-von-Guericke-Universität erstmals die Diskreten Mathematiker zum Kolloquium über Kombinatorik nach Magdeburg ein, um neueste Ergebnisse aus diesem spannenden Gebiet vorzustellen.