In "Nature" veröffentlicht

29.03.2002 -  

Obwohl Zweisprachigkeit in vielen Teilen der Welt die Regel und nicht die Ausnahme darstellt, sind ihre Konsequenzen für die Sprachverarbeitung bisher nur unzureichend untersucht. Zwar können Kinder scheinbar mühelos mehrere Sprachen erwerben, doch ist größtenteils unbekannt, ob "Kosten", zum Beispiel in Bezug auf die Schnelligkeit und Flexibilität der Sprachverarbeitung, mit einer Zweisprachigkeit verbunden sind.

In einer Ende Februar 2002 in der renommierten Fachzeitschrift "Nature" erschienenen Arbeit hat ein Forscherteam der Otto-von-Guericke-Universität um den Neuropsychologen Thomas Münte und den spanischen Gastwissenschaftler Antoni Rodriguez-Fornells erste Antworten auf diese Fragen geben können.

Die Wissenschaftler vom Institut für Psychologie II registrierten die Hirnströme und Durchblutungsänderungen mittels Magnetresonanztomographie bei zweisprachigen und einsprachigen Versuchspersonen während diese Wortlisten lasen. Hierbei war jeweils nur eine Sprache, Spanisch oder Katalanisch, wichtig. Die Analyse der Hirnaktivierungen zeigte, dass sich die Zweisprachler eines Tricks bedienten, um die jeweils nicht relevante Sprache zu unterdrücken: Während die einsprachigen Versuchspersonen nach der Ganzwortmethode lasen, wählten die Zweisprachler offenbar einen Umweg und übersetzten jedes Wort zunächst in sein Lautbild. Auf diese Weise konnten die Wörter der nicht wichtigen Sprache "herausgefiltert" werden, bevor sie ins Bewusstsein drangen. So können Zweisprachler sehr effektiv unter mehrsprachigen Verhältnissen zwischen Sprachen hin und her schalten. Weitere Untersuchungen der Forschergruppe zeigen allerdings, dass dies keineswegs für alle Situationen gilt.

Letzte Änderung: 29.03.2002 - Ansprechpartner: Webmaster