Von Schulterdystokie bis Schreibabys

26.04.2002 -  

Fortbildungstagung für Hebammen in der Universitätsfrauenklinik

Weil Hebammen die wichtigsten Partner der Frauenärzte in der Geburtshilfe sind und weil die Universitätsfrauenklinik Magdeburg auf eine über 100-jährige Tradition als Hebammenschule zurück blicken kann, veranstaltet die Klinik alljährlich einen Fortbildungstag für Hebammen. Die Veranstaltungen, die meist gemeinsam mit dem Landeshebammenverband Sachsen-Anhalt organisiert werden, finden stets großen Zuspruch. In diesem Frühjahr waren über 120 Hebammen der Einladung in den Hörsaal der Universitätsfrauenklinik gefolgt.

Auf dem Programm stand zunächst die Schulterdystokie. Dabei handelt es sich um eine meist unvorhersehbare geburtshilfliche Notsituation, für die in jedem Kreißsaal ein Managementplan bereit liegen muss und die in regelmäßigen Abständen am geburtshiflichen Phantom durchgespielt werden sollte.

Aus der Klinik für die Praxis

Unter der Thematik "Aus der Klinik für die Praxis" stellte die Klinik ein neues Prinzip der Wehenhemmung (Oxytocin-Antagonisierung) vor, berichtete über die vorgeburtliche Diagnostik des Rhesus(Rh)-Faktors aus fetalen Zellen bei Verdacht auf Rh-Unverträglichkeit und legte eine Untersuchung über die Besonderheiten bei der Betreuung von schwangeren Teenagern vor. Dem sich wandelnden Profil der Hebammenarbeit, das auch die Nachsorge im Wochenbett und Beratung umfasst, wurde mit dem Thema "Schreibabys" Rechnung getragen. Bei exzessivem Schreien ihrer Säuglinge wenden sich die mitunter genervten Eltern oftmals zuerst an eine Hebamme, die dann zwischen der Befindlichkeit der Eltern und der selbstregulatorischen Kompetenz des Säuglings "vermitteln" muss - nach Ausschluss organischer Ursachen durch einen Kinderarzt.

Schließlich ging es in einem Spezialreferat um die Zukunft der Hebammenausbildung. Während Einigkeit darüber besteht, dass Theorie und Praxis der Ausbildung den strukturellen und inhaltlichen Veränderungen des Gesundheitswesens angepasst werden müssen, gehen die Meinungen über die künftige Form der Ausbildung auseinander. Die Vorstellungen des Bundes Deutscher Hebammen (Zentralisierung der Schulen, Fachhochschulausbildung) finden dabei nicht nur Zustimmung. Fest steht aber, dass die Ausbildung auch der Hebammenschülerinnen nicht der zunehmenden Ökonomisierung der Medizin (Finanzierung der Krankenhäuser ausschließlich über DRGs) zum Opfer fallen darf. Die Tagung machte deutlich, dass die angestrebte Autonomie des Hebammenberufes und der Hebammenausbildung auch Grenzen hat, die die einzelnen Berufsgruppen in der Geburtshilfe im regelmäßigen Dialog und in der täglichen Zusammenarbeit immer wieder neu definieren müssen.

Letzte Änderung: 26.04.2002 - Ansprechpartner: Webmaster