Für fernwehgeplagte Globetrotter
Ein Reiseführer, der eigentlich doch keiner ist
Lier, Axel:
Ich mag das Ding!
100 Seiten, 5 Euro
BoD GmbH, Norderstedt 2001
ISBN 3-8311-1929-5
Die Mutter ist Schuld. Ohne Zweifel. Sie sagte zu ihrem Sohn: "Axel, schreib' doch mal der Frösi!" Und der junge Axel schrieb dem Pioniermagazin über Timurhilfe und die nette Patenbrigade. Drei Wochen später war Axel "Frösi-Korrespondent". Ein paar Jahre danach schrieb er bereits als Reporter für Tageszeitungen und Stadtmagazine und studierte an der Otto-von-Guericke-Universität Politikwissenschaft. Nach seiner Zwischenprüfung absolvierte er ein Volontariat an der Deutschen Journalistenschule in München. Schreiben wurde sein Metier. Egal, ob kurze Sätze oder lange Reportagen.
Gleich nach der Wende schickte Mutter Lier ihren Sohn auf eine Sprachreise nach England. Vier Wochen Torquay. Allein. Ohne Freunde. In eine fremde Welt, in die er freiwillig keinen Schritt gesetzt hätte. Axel hatte höllische Angst. So richtig Schiss vor dem Ungewissen.
Nach seiner Rückkehr war er der glücklichste Teenager Deutschlands: frisch verliebt, neue Freunde auf der ganzen Welt, ein Englisch-As. Und er war infiziert. Mit Fernweh. Je weiter, ungeplanter eine Reise, desto besser. So geht's dem 26-Jährigen bis heute. Reisen und schreiben sind die großen Leidenschaften des Politik-Studenten. Besser noch: reisen und darüber schreiben.
Vor knapp zwei Jahren brach Axel Lier auf, um zu entdecken: Mit dem Flieger aus Berlin-Tegel landete er in Bangkok, Thailand. Dabei: ein Zehn-Kilo-Rucksack, ein offenes Rückflugticket und ein Stadtplan. 103 Tage lang war er in Südostasien unterwegs. Von Thailand nach Malaysia, über Singapur nach Indonesien, über Brunei zurück nach Thailand.
"Was man während einer solchen Reise erlebt, ist fast unbeschreiblich", sagt er und erklärt, "man hat zwei Möglichkeiten: Entweder man nimmt die Knipse mit und macht langweilige Schnappschüsse, die man auf noch langweiligeren Partys seinen obergelangweilten Freunden zeigt. Oder man schreibt auf, was man unterwegs empfindet, den intensiven Geruch, die ungewohnten Geräusche oder den seltsamen Geschmack." Axel Lier hat sich für Letzteres entschieden.
Inzwischen ist sein Buch Ich mag das Ding! Abenteuerliche Geschichten von Massagemädchen, Tuk-Tuk-Killern und gebratenen Käfern erschienen. Die 100-seitige Lektüre ist weniger ein Reiseführer; mehr ein Tagebuch der Begegnungen. Mit Ejee, dem kleinen Jungen auf Java, der in der Brühe des Hafenbeckens nach Münzen taucht. Mit Sammy, dem bildhübschen Thaimädchen, das einmal ein Mann war. Mit Curryhuhn vom Markt in Malaysia und dem anschließenden Krankenhausaufenthalt. Der Autor fügte seinen Kurzgeschichten jede Menge Insider-Tipps bei. Was kostet ein Leih-Surfbrett auf Bali für eine Woche? Wie unterscheidet man einen Beauty-Salon von einem Puff in Bangkok?
Also doch bloß ein Reiseführer? Vielleicht. In jedem Fall aber Pflichtlektüre für alle künftigen Asien-Ausreißer, Weiss-noch-nicht-wohin-Urlauber und fernwehgeplagten Globetrotter.